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Archiv-Artikel

Kein Beruf wie jeder andere

betr.: „Bund will Bordelle kontrollieren“, taz vom 25. 1. 07

Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere. Das war und ist eine Wunschvorstellung der sogenannten Freier, die sich für ihr Tun ein reines Gewissen einreden wollen. Und das war und ist das Anliegen derjenigen, die von dieser Frauen verachtenden Ausbeutung profitieren. Dass sich die einst frauenbewegten Grünen und das damals SPD-geführte Frauenministerium vor den Karren der Bordellbetreiber haben spannen lassen, ist mir heute noch unbegreiflich. Die jetzt vorgelegten Untersuchungen über die Auswirkungen des Gesetzes machen deutlich, dass sich die zum Teil utopischen Erwartungen hinsichtlich der rechtlichen Besserstellung der Frauen in Luft aufgelöst haben oder einfach nur Wunschvorstellungen waren. Denn die überwiegende Zahl der sich prostituierenden Frauen machen dies mehr oder weniger aus einer Zwangslage heraus, sei es, weil sie ohne Aufenthaltserlaubnis sind oder trotz Aufenthaltserlaubnis keiner Arbeit nachgehen dürfen, weil sie Drogen konsumieren oder in anderer Weise in finanzieller Bedrängnis sind. Ich selbst hatte bei der Verabschiedung des Gesetzes vor sechs Jahren die leise Hoffnung, dass wenigstens hinsichtlich des Ausstiegs aus der Prostitution massive Anstrengungen unternommen würden. Aber Fehlanzeige! Das genaue Gegenteil ist eingetreten: Immer wieder werden Fälle bekannt, dass Arbeitsagenturen Jobs in Bars und Bordellen Arbeit suchenden Frauen als zumutbare Arbeit aufnötigen wollen. Ich kenne durch meine Arbeit als Streetworker an einem Straßenstrich Berlins fast nur Frauen, die lieber heute als morgen diesem elenden Leben den Rücken kehren würden. GERHARD SCHÖNBORN, Berlin