■ Kaum zu glauben: Bio-Babykost gestoppt
Die Verordnung über biologische Erzeugnisse der Europäischen Gemeinschaft droht für das Ende vieler Sorten Bio-Babynahrung zu sorgen. Ab Januar 1994 läßt sie nur noch bestimmte Zusätze zu. Auf der Liste der erlaubten Zutaten fehlen Jod und bestimmte Vitamine. Ernährungswissenschaftler empfehlen aber einmütig, Säuglingsnahrung Jod zuzusetzen. Sonst kommt das Kleinkind nicht auf die notwendige Menge des lebenswichtigen Spurenelements. Schilddrüsenerkrankungen sind vorprogrammiert. Johannes Doms vom Hersteller Hipp hält es deshalb für „nicht verantwortbar“, Säuglingskost ohne Jodzusatz anzubieten.
Gläschen, die mit Jod angereichert sind, dürfen in Zukunft nicht mehr als Bio-Nahrung verkauft werden. Ohne Bio-Hinweis aber läßt sich der höhere Preis der Nahrung aus kontrolliert ökologischem Anbau nicht durchsetzen. Die Billig-Drogerie-Kette Schlecker räumte bereits jetzt Hipp-Gläschen wegen des Preises aus den Regalen.
Das Bundesgesundheitsministerium kümmerte sich nicht um die absurde Regelung und beklagt nun, die Hersteller hätten nicht rechtzeitig genug auf die Schwierigkeiten hingewiesen. „Wenn das Problem damals von der Wirtschaft an uns herangetragen worden wäre“, meint Wolf Hälzel von der zuständigen Abteilung, hätte das Ministerium „durchaus ein offenes Ohr gehabt“.
Nun überlegt die Behörde, der Europäischen Gemeinschaft eine nachträgliche Änderung der Verordnung vorzuschlagen. „Denn“, so Hölzel, „im Grundsatz geben wir der Firma recht.“ Doch bis die Verordnung in Kraft tritt, wird das nicht zu schaffen sein. jp
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