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Archiv-Artikel

Kampf um den Triumph Kommentar von Ralph Bollmann

Das hätte eine gute Nachricht sein können für Gerhard Schröder. Wirtschaftsexperten sehen in den heute veröffentlichten Arbeitslosenzahlen doch allen Ernstes „erste Zeichen einer möglichen Trendumkehr“ auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der offenen Stellen steigt stetig, der Personalabbau bei den Unternehmen verlangsamt sich, immer mehr Firmen stellen wieder ein. Und das alles, glauben die Experten, sei „in erster Linie auf die Arbeitsmarktreformen zurückzuführen“.

Hätte. Es hätte ein guter Tag sein können für Schröder. Wenn, ja wenn er nicht im Sturm der Hartz-Proteste die Nerven verloren und mit unruhiger Hand Neuwahlen angesetzt hätte. Die Zahlen aus Nürnberg geben nachträglich all jenen im ehemals rot-grünen Lager Recht, die ein Durchhalten bis zum regulären Wahltermin im September 2006 vorgezogen hätten.

So aber hat Schröder den Ball ohne Not ins Feld seiner Gegenspielerin Angela Merkel befördert, die den Lichtstreif am Horizont des Arbeitsmarktes nun für sich reklamieren kann. Schließlich hat die scheinbar sichere Aussicht auf eine schwarz-gelbe Bundesregierung während des Frühsommers in Wirtschaftskreisen eine geradezu euphorische Stimmung ausgelöst. Selbst nüchterne Bankangestellte erklärten ihren verdutzten Kunden ganz begeistert, nun könne in Deutschland endlich wieder investiert werden.

Und nun, wo der Reformheld Schröder und die Wirtschaftsfreundin Merkel gleichermaßen zurechtgestutzt sind – und die zähe Suche nach einer neuen Regierung schon ganz aufgeregt als Konjunkturbremse beschworen wird? Gemach. Es sieht so aus, als hätte das Wahlergebnis vom 18. September auch sein Gutes. Die überhitzte Debatte der vergangenen Jahre, als Reformbefürworter wie -gegner gleichermaßen die Apokalypse heraufbeschworen, könnte bald der Vergangenheit angehören. Radikale Steuerkonzepte ohne Bodenhaftung, die Freund und Feind gleichermaßen irritierten, haben bei allen Beteiligten die Erkenntnis wachsen lassen: Offenbar sind am Ende doch ein paar Dinge in diesem Land ganz gut so, wie sie sind. Und ein bisschen weniger Panik ist vielleicht gar keine schlechte Voraussetzung für den Aufschwung.