Kammer-Töne : Handelsübliche Problemlösungen
In diesem Jahr, so will es scheinen, läuft die altehrwürdigste aller altehrwürdigen Hamburger Institutionen zur Hochform auf. Betteln verbieten, Wohnungen bauen, Innenstadtkonsum anheizen – die Handelskammer nutzt das WM-Fieber für Renovierungsvorschläge. Wenn der Ball rund ist, muss auch der Rubel rollen können.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Dabei allerdings verdribbelt sich die Kammer mitunter mächtig. Zwar enthält ihr Vorschlag zur Neugestaltung des Bereichs zwischen Steinstraße und Speicherstadt, keine Frage, viele diskussionswürdige Elemente. Verfahren aber wird die Sache beim Versuch, die Spaltung des Fleetviertels zu überwinden.
Der Rückbau der nunmehr Willy-Brandt-Straße heißenden Autoschneise ist mindestens unausgegoren. Mit der Vertreibung des Verkehrs in die Hafencity würde das Problem nur verlagert. Grundsätzliche Linderung würde nur Vermeidung von Verkehr bringen können, aber das ist nicht zu machen mit den Kaufleuten vom Adolphsplatz.
Keine Diskussionsbasis hingegen bietet ihre Forderung nach einem Bettelverbot in der City, das wird selbst im Rathaus so gesehen. Denn erstens würden Bettler nur in andere Stadtteile verdrängt, zweitens aber die Spaltung der Stadt noch verschärft werden. Zudem würde es eine grundsätzliche Lösung verhindern. Nicht Arme sind zu bekämpfen, sondern Armut.
Mag sein, dass die Nadelstreifen in der Kammer sich dafür nicht zuständig fühlen. Eine Haltung, die füglich als Armutszeugnis gelten darf.