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Kalifornien reguliert SchiffsdieselNur saubere Pötte unterm Golden Gate

Während die EU nur ein wenig droht, schafft Schwarzenegger Fakten: In kalifornischen Gewässern dürfen nur noch Schiffe mit schwefelarmen Diesel im Tank schippern.

Ab Juli 2009 sind hier nur noch schwefelarm betankte Frachter erlaubt: Golden Gate Bridge vor San Francisco. Bild: ap

STOCKHOLM taz Kalifornien führt ab kommendem Jahr für die Schifffahrt die weltweit schärfsten Emissionsauflagen ein. Schiffe, die ab Juli 2009 in kalifornischen Häfen anlegen oder eine Zone innerhalb 24 Seemeilen vor der Küste durchfahren, dürfen nur noch Treibstoff mit einem Schwefelgehalt von höchstens 0,5 Prozent verwenden.

Bislang ist nach den Bestimmungen der UN-Schifffahrtsorganisation IMO (International Maritime Organization) für den weltweiten Schiffsverkehr ein Schwefelgehalt von 4,5 Prozent erlaubt. Allerdings gelten in verschiedenen Regionen, etwa Ost- und Nordsee, bereits jetzt niedrigere Grenzwerte von 1,5 Prozent, die in zwei Jahren auf 1 Prozent und bis 2015 auf 0,1 Prozent sinken sollen.

Den Wert von 0,1 Prozent Schwefelgehalt - immer noch 100-fach "schmutziger" als Lkw-Diesel - peilt Kalifornien für das Jahr 2012 an. "Wir müssen jetzt handeln", begründete Mary Nichols, Vorsitzende der Luftreinhaltungsbehörde des Bundesstaats, den Vorstoß. Die von der internationalen Schifffahrtsorganisation beschlossenen Emissionssenkungen seien unzureichend und kämen zu spät. Die IMO hatte sich im April darauf geeinigt, weltweite Schwefelgrenzwerte für Schiffsdiesel von 0,5 Prozent einzuführen - allerdings erst ab dem Jahre 2020.

Laut Nichols könnten bis 2015 mit den neuen Regelungen 3.600 Menschenleben gerettet und dem Staat Kalifornien jährlich bis zu 6 Milliarden Dollar an Krankheitskosten gespart werden. Dem stünden Mehrkosten der Reedereien für Treibstoffe mit niedrigerem Schwefelgehalt von jährlich 140 bis 360 Millionen Dollar gegenüber. Die Kosten für den Transport eines Containers von Asien nach Kalifornien würden sich damit um allenfalls 6 Dollar erhöhen.

Ausnahmeregelungen, wie sie Kalifornien jetzt umsetzen will, erlaubt das internationale Schifffahrtsrecht bislang nur Küstenländern, wenn sie zum Schutz ihrer EinwohnerInnen erforderlich sind. Auch die EU hatte bereits mit einem solchen Alleingang gedroht, sollte sich die IMO nicht auf strengere weltweite Emissionsminderungen einigen können.

Die Ausweisung einer 24-Seemeilen-Zone wurde laut Nichols vorgenommen, weil nach Messungen der Behörden auch Schiffsemissionen aus solcher Entfernung auf die Mehrheit der Bevölkerung im Bundesstaat negativ einwirkten. Über kalifornische Häfen werden 43 Prozent aller marinen Frachten der USA abgewickelt.

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1 Kommentar

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  • K
    Karl

    "Laut Nichols könnten bis 2015 mit den neuen Regelungen 3.600 Menschenleben gerettet und dem Staat Kalifornien jährlich bis zu 6 Milliarden Dollar an Krankheitskosten gespart werden"

     

    Hoffentlich hat Herr Nichols mehr zu bieten als eine absurde Berechnung mit Konjunktivresultat. Schaden wird diese Vorgabe der Luftqualität sicher nicht.

    Nur nach welchen überprüfbaren Kriterien kann der behauptete Gesundheitgewinn objektiv quantifiziert werden?

    Und "Gesund" sind die Schwermetall- und Zinkorganylschleudern deshalb noch lange nicht oder ist das schon zu kompliziert um effekthascherischen Aktionismus zu inszenieren?

     

    Gruß Karl