: „Kahlschlagpolitik“ bei Ostwissenschaft
Bonn (dpa) — Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat massive Kritik an der gegenwärtigen Neuorganisation der Wissenschaft in den fünf neuen Bundesländern geübt. Tausende von Arbeitsplätzen stünden „auf der Kippe“. Statt „Kraft und Kreativität“ der Wissenschaftler für die Erneuerung zu nutzen, würden durch voreilige und unüberlegte Entscheidungen „Angst und Chaos“ produziert, hieß es am Montag vor der Presse in Bonn.
GEW-Vorsitzender Dieter Wunder sprach von einem „miesen Spiel“. Die gegenwärtige Situation zwischen West und Ost charakterisierte Wunder mit dem Bild von „Siegern und Besiegten“. Aber auch die „Besiegten“ müßten aus Sicht der Gewerkschaft eine Chance haben, sich in den Einigungsprozeß einzubringen.
Bei der Entwicklung eines gesamtdeutschen Wissenschaftssystems gebe es auf westlicher Seite offensichtlich nur die Vorstellung, daß sich die Hochschulen und Institute im Osten den Gegebenheiten der alten Bundesrepublik anzupassen hätten. Ohne das Gutachten des Wissenschaftsrates abzuwarten, würden Urteile über Institute gefällt und Lebenswege von Wissenschaftlern zerstört. „Momentan geht es nur darum, angeblich überzählige Wissenschaftler juristisch schnell loszuwerden, statt zu prüfen, wie man sie sinnvoll arbeiten lassen kann“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Gerd Köhler.
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