KURZKRITIK: HENNING BLEYL ÜBER STOCKFISCH AN ALLERLEI : Der Schaffervorgeschmack
Große Essen werfen ihren Schatten voraus. Und ihre Geschmäcker. Die taz, mit Zahn und Zunge wie immer am Puls der Zeit, hat bei der am Freitag steigenden Schaffermahlzeit schon mal vorgeschmeckt.
Allerdings: Sind sieben Gänge nicht ein wenig üppig? In diesen Zeiten? Wo sich doch auch das – fast ebenso traditionsreiche – Stralsunder Schaffermahl mit dreien begnügt? „Es wird ja nicht nachgelegt“, versichert Michael Schroiff, Vorsteher von Haus Seefahrt, mit Blick auf die einzelnen Gerichte.
Das wird spätestens beim Rigaer Butt auch niemanden grämen. Kitzel und Gaumengraus liegen ohnehin eng beieinander: Das eigens gebraute Schaffer-Malzbier riecht nach Hustensaft und schmeckt wie Brotaufstrich, der gedörrte Stockfisch kann die bis Freitag noch verbleibenden Einweich-Tage gut brauchen. Und Pinkel sieht in Pelle auch irgendwie besser aus als ohne.
Aber der Wein! Ein gut ausgesuchter Saint Emilion vom Château Laroze. Dann der Selleriesalat: Er mischt sich, man muss es sagen, mit Backpflaume und eingelegtem Apfel weit besser als vermutet. Und die „Bremer Hühnersuppe“? Ist dank der zugesetzten Krebspaste ein Genuss.
Gemessen an Schaffer-Verhältnissen herrscht dieses Jahr geradezu Multikulti: Mit dem Niederländer Peter Hoedemaker ist erstmals ein nicht-deutscher Staatsbürger 1. Schaffer, und der hat eine kulinarische Revolution durchgesetzt: Zusammen mit dem ebenso traditionsreichen wie geschmacksneutralen Chester-Cheese wird zum siebten Gang ein holländischer Käse gereicht. Merke: Eher kommt ein Gouda auf den Tisch als eine Frau an die Tafel. Ersterer allerdings könnte etwas herzhafter sein.