KURZKRITIK: CARMINA BURANA IM PIER 2 : Blühender Enthusiasmus
Es lässt sich ja viel gegen Carl Orff sagen, auch und gerade gegen seine Carmina Burana (1935/36). Aber unbestreitbar eignet sich die mittelhochdeutsch-lateinische Kantate genial dafür, junge Musiker für ein Aufführungsprojekt zu begeistern, das zugleich groß ist und doch, irgendwie, immer klappt.
Das weiß man beim Bremer TonkünstlerInnenverband natürlich auch und hat darauf anlässlich des 60-jährigen Bestehens gesetzt: Beim Festkonzert am Freitag traten fast 300 Laien im Pier 2 auf, InstrumentalistInnen und Singende, rekrutiert aus Kirchen- und Stadtteilchören, zwei Schulorchestern, diversen Ensembles…
Das sind, so darf man voraussetzen, nicht alles Waisen oder Eremiten: Natürlich war Pier 2 voll, der Applaus groß. Und, ja doch, die drei SolistInnen waren brillant. Das Erhabene und der Sinn des Konzerts liegt aber darin, dass Begeisterung auf der Bühne entsteht – und dass sie miterlebbar wird. Und dieser Enthusiasmus ist nur umso kostbarer, wenn man bedenkt, dass er die SchülerInnen dazu gebracht hat, seit Oktober Freizeit zu opfern, obwohl sie doch mehr denn je mit Hausaufgaben und Nachmittagsunterricht zugeschmissen werden: Wie jede Begeisterung ist sie halt radikal unökonomisch.
Umso erstaunlicher, ja fast schon infam, die Preispolitik des TonkünstlerInnen-Verbandes, der sich den Eintritt in dieses fröhliche Konzert mit 17 Euro vergelten und selbst die Mitwirkenden die Jubiläums-CD mit vollen 9,90 Euro bezahlen lässt. Das ist so eisig kalkuliert, dass wohl selbst der blühendste Enthusiasmus Schaden nimmt. BES