KURZ VOR SCHLUSS : Pfandautomat
Wenn ich zu Edeka gehe, um Pfandflaschen wegzubringen, dann stehe ich in der Schlange vor dem Pfandautomaten immer, wirklich immer, hinter einem dieser professionellen Flaschensammler. Die gehen oft zu ähnlichen Zeiten wie ich ihre Flaschen wegbringen, also kurz vor Ladenschluss, so 21.55 Uhr, und meistens haben sie ungefähr zehn Kubikmeter Leergut geerntet, schön in Ikea-Tüten und Plastikwäschekörbe gestopft. Dann warte ich hundert Stunden und beobachte, wie sie ihre Beute mit geübten Handgriffen in den Automaten schieben. Flasche für Flasche.
Manche von ihnen, die richtig deutschen unter den Flaschensammlern, fangen ab und zu aufgeregt an, mit dem Arm in den Automaten reinzugreifen und die letzte Flasche wieder zu schnappen, wenn sie festgestellt haben, dass das Gerät eine potenzielle 15-Cent-Flasche für eine 8-Cent-Flasche gehalten hat. Dann beginnt eine fette Diskussion mit dem Edeka-Personal.
Aber irgendwann, wenn im halben Laden schon das Licht ausgeht und nur ein einsamer Ruf durch die Regalreihen hallt – „Frau Schnaprutzke, machst du noch die letzte Kundin?“ –, bin ich auch mal dran. Hab nur zwei oder drei Tüten voll, das geht schnell. Ungefähr bei der Hälfte kippt eine halbvolle Bierflasche in meinen Ärmel. Igitt. Erste Frage: Warum zum Teufel muss man die Scheißflaschen mit dem Boden zuerst reinschieben, so dass einem schön alle Bierreste den Arm runterlaufen können? Mein ganzer Ärmel ist nass, Jacke und Pulli und Arm, bäh. Und es stinkt, ja, innerhalb von zwei Sekunden rieche ich wie eine üble Alkoholikerin. Toll. Zweite Frage: Wer bitte schön hat sein verdammtes Bier nicht ausgetrunken? War ich das? Mein Freund? Irgendwelche Gäste? Die Schweine. Der Automat gibt mir einen 3,20-Euro-Zettel. Danke, du Arsch. Wenigstens ist er jetzt auch nass und klebrig.
MARGARETE STOKOWSKI