KUNSTRUNDGANG : Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um
Es war wieder „Gallery-Weekend“ – das heißt: 34 Galerien eröffnen gemeinsam, fliegen Sammler aus aller Welt ein und veranstalten zwischen VIP-Programm, schicken Dinners und dauerpräsentem Limousinenservice ein Brimborium der Extraklasse. Alles in allem ein aufgeplustertes Glamour-Event und da geht man am besten selbst in die Vollen: Die Jablonka Galerie zeigt eine Art Retrospektive: Die in annäherend 30 Jahren nach allen Regeln der Kunst gefesselten Frauen des 70-jährigen japanischen Fotografen Nobuyoshi Araki. Exakt 100 Schwarzweißbilder aufs seltsamste verschnürter Japanerinnen in ziemlich obszönen Posen. Immer dabei: kleine Plastik-Godzillas, die ihren langen, dornenbewehrten Schwanz schon mal zwischen den nackten Beinen jener Frauen verschwinden lassen. Irgendwann reicht es dann auch von diesen nur mit kleinen Pins lose an der Wand befestigten Inszenierungen seltsamer männlicher Sexfantasien, die ihren Fernost-Exotik-Bonus immer noch nicht abstreifen können. Schnell weiter zu neugerriemschneider. Olafur Eliasson spielt hier mal wieder mit Licht und optischen Täuschungen: Die Nebenräume und den Bürotrakt hat er mit akurat platzierten Spiegeln und perfekt ausgerichteten Strahlern zu einem Labyrinth nicht vorhandender Räume umgebaut. Konsequent zu Ende geführt wird dieses illusionistische Spiel dann im Hauptraum, in dem Eliasson eine Art abstraktes Kino installiert hat. 24 Scheinwerfer führen hier ein strenges Ballett verschiedener Licht- und Farbfelder auf und bauen dabei auf einen allzu bekannten optischen Effekt: Kurz nachdem eine Form verschwindet, erscheint sie als fehlendes Element und sogenanntes „Nachbild“ im Auge des Betrachters: Phantomschmerz-Kunst sozusagen. Was bleibt im Auge des Aufmerksamkeits-Orkans um die Berliner Galerienszene, ist letztlich Inhaltsleere.
Nobuyoshi Araki, bis 14. Juni, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Jablonka Galerie, Rudi-Dutschke-Str. Olafur Eliasson, bis 30. Juni, Di.–Sa .11–18 Uhr, neugerriemschneider, Linienstraße 155