KUNSTRUNDGANG : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Drei Konzepte, sagt die 1974 geborene kubanische Künstlerin Liset Castillo Valdes, bestimmen ihre Arbeit: Vergänglichkeit, Verletzlichkeit und die nomadenhaften Aspekte des heutigen Lebens. Also setzt sie Autobahnen in den Sand. Nicht ganz so wie das die Verkehrswegeplaner in unseren Gefilden tun. Aber genügend nahe dran, dass man ins Nachdenken kommt. Und so bleiben sie wundersame Gebilde, auf denen man im herrlichem Abendlicht sofort aufbrechen möchte, wohin auch immer. Doch die Meereswellen werden die Traumrouten einfach wegspülen. Stattdessen bleibt der städtebauliche Alltag und seine Katastrophen. Stefanie Bürkle hat ihn mit der Kamera registriert, in „Zwischenstädten“, 24 mittelgroßen Städten mit 20.000 bis 120.000 Einwohnern. Die Bilder von den Fußgängerzonen, den Stadtmöbeln für Blumen und den Verkehrsmitteln, den aufgehübschten Parkzonen und all dem anderen Krempel, über den wir sonst hinwegsehen, sind nun im Kunstraum Kreuzberg zu bestaunen. Ja, man kommt tatsächlich ins Staunen angesichts der Erbärmlichkeit, die sich hier zeigt. Und trotzdem, die Eiscafés „Venezia“, die hier zu finden sind, erinnern daran, dass auch hier gelebt wird, gelebt werden kann. Ob die großen Städte so viel schicker sind, bezweifelt man spätestens angesichts der Panoramafotografien von Karen Kipphoff. Monumentale Architektur und monumentaler Kommerz beherrschen das von ihr aufgenommen Szenario „Öffentliche Plätze/Öffentliche Körper“. Denkmäler und Shopping Malls sind auch die emblematischen Bauwerke in ihren Videos und interaktiven Projektionen aus Bukarest, Moskau, Berlin und Montreal. Die Frage, die Kipphoff umtreibt: Wie manifestieren sich Debatten über Nation und Identität nach den politischen Verwerfungen seit 1989 im aktuellen Stadtbild?