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Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Yin Xiuzhen, bis 30. Oktober, Mo–Sa 11–19 Uhr, Claudia Hill Store, Auguststr. 26 a

Wer wünscht sich nicht mal aus dem Alltäglichen in fantastische Welten zu gleiten? Der Niederländer Hans de Wit zeigt in seiner ersten Ausstellung bei Kapinos mit nur wenigen Bildern das, was tausende an Jules Verne oder anderen Science-Fantasten fasziniert. Seinen großen, etwa zwei mal ein Meter messenden Bildern liegt ein winziges mathematisches Koordinatensystem zugrunde. Darauf quellen fantastische Gebilde und Geschichten. Nicht weiß, sondern beige ist der Grund, der die Leinwand wie altes Pergament wirken lässt, als wäre bereits vor langer Zeit klar gewesen, dass das rätselhafte Chaos, das die Bilder beschreibt, seine Auflösung erst in der Zukunft finden wird. Doch keine Angst, de Wit verkündet nicht die Apokalypse. Immer wieder finden sich in seinen Arbeiten architektonische, bis ins kleinste durchkalkulierte Konstrukte, deren Sinn zwar unklar ist, die jedoch greifbar, da berechenbar erscheinen. Äste und Bäume schlängeln sich Halt gebend durch die futuristischen Landschaften, sodass man versinkt, aber niemals fällt.Die Chinesin Yin Xiuzhen hat dagegen ihren Koffer im Laden der Modedesignerin Claudia Hill aufgeschlagen. In ihm eine Stadt: New York. Häuser aus Karohemden erheben sich wie ein Arbeiterviertel, markante Hochhäuser, aus Anzugstoffen oder Sofabezügen genäht, steigen aus dem Gepäckstück hervor. Ob Wohn- oder Bürogebäude, mit einem unterseitigen Klettband lassen sie sich anordnen, wie man möchte. Eine Stadt in Bewegung. Doch reduziert sich das Bild Xiuzhens nicht auf eine melancholische Perspektive, auch nicht, wenn das World Trade Center aus silbrigem Netz gespenstisch den Blick auf sich zieht. Die Menschen, durch die genutzten Stoffe zum Greifen nah, werden so ganz selbstverständlich bei der Neuorganisierung der Stadt berücksichtigt. Wäre es doch nur immer so, aber das bleibt Fantasie.

Hans de Wit, bis 13. November, Di–Fr 11–18, Sa 12–17 Uhr, Galerie Kapinos, Novalisstr. 15