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Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Gebannt sitzen einige Menschen bei der Eröffnung in der Kapelle des Bethanien und starren auf eine Leinwand. Musik füllt den Raum in bollywoodgleicher Brachialität, während Panzer rollen und zerfetzte Kinderleiber das Publikum die Köpfe verdrehen lassen. In Videoclip ähnlicher Collage hat das KünstlerInnenpaar Heather und Patrick Burnett-Rose Bilder von Krieg aneinandergereiht, wie man sie in der Berichterstattung kaum mehr zu sehen bekommt. Keine verschwommenen Nachtaufnahmen mit grünen Schatten, sondern konkrete Bilder von Leid und militärischer Machtdemonstration, die die KünstlerInnen in triptychonaler Anmutung teils noch übersteigern. Die wenige Minuten dauernde Oper endet in einem Abspann mit den dramatischen Worten: „Forgive us“. Ein Statement wollte Kurator Christoph Tannert mit der Auswahl dieses Werks setzen. Leider ein etwas peinliches. Gewalt ist schlecht, Krieg ist böse, wir haben alle dran Schuld … Auch wenn die Aussage politisch korrekt erscheinen mag, liegen die Motive für die Gewalt im Dunkeln. Keiner fragt nach dem Warum und Wieso, Hauptsache Schuld. Geht’s noch etwas unkonkreter? Da konnte man sich letzte Woche zumindest über das Angebot der offenen Ateliers im selben Haus freuen. Voran an der Arbeit der Australierin Nathalie Latham, die bereits seit einigen Jahren BewohnerInnen verschiedener Länder zu ihrer Meinung über die politischen Verhältnisse in ihren Ländern befragt. In England, den USA und Deutschland war sie bereits umtriebig, wie Dutzende Interviews, die Nathan an die Wand brachte, erkennen ließen. In Australien und Argentinien recherchiert sie in diesem Jahr. In Skizzen findet sich eine Aufreihung von Wahlen, die in 2008 anstehen: Simbabwe, Paraguay, Island, Kambodscha, Ghana … Mein Gott, wie wenig man tatsächlich mitbekommt.

Heather und Patrick Burnett-Rose: „Finale: Beautiful Sad“, bis 24. August, Mi–So 14–19 Uhr, Bethanien, Mariannenplatz 2 Arbeiten von Nathalie Latham werden vorausichtlich im Mai 08 ausgestellt. Bis dahin nach Anmeldung: 61 69 03-16