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Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Andrea Edlinger schaut sich in den Galerien von Berlin um

Für seine Reihe „The Darkside Portraits“ hat der amerikanische Künstler James Gortner einige Zeit mit den Bewohnern eines Crack House in Brooklyn verbracht. Seine wandfüllenden Ölgemälde, die nun in der pool gallery gezeigt werden, bestechen auf den ersten Blick durch ihre Pop-Art-Ästhetik: Doch die jungen Menschen in Hiphop-Fashion sind beim genauerem Hinsehen stark durch ihre Drogensucht gezeichnet; und so ist das gemalte Kassettendeck kein Spielen mit coolen visuellen Codes, sondern vielmehr Verweis auf die blanke soziale Not seines gealterten Besitzers. Crack, rauchbares Kokain, ist wegen seines Suchtpotenzials eine der gefährlichsten Drogen, die zu Wahnvorstellungen führen kann. Diese multiple Wirklichkeiten drückt der New Yorker Maler aus, indem er Zeichnungen, kleine Gemälde oder eine hauchdünne Blechplatte in seine wandfüllenden Ölgemälde geklebt hat oder indem er seine Figuren einfach in einem Raum voller Bilder stehen lässt. Den Unterschied zwischen Wirklichkeit und Fiktion, Traumwelten und Horrorvision lassen die Porträtierten regelmäßig in Rauch aufgehen.

Von Horrorvisionen ohne Drogen erzählt Brigitte Waldach in ihren reduzierten rot-weißen Zeichnungen, die unter dem Titel „Trailer“ bei DNA zu sehen sind. Woher das Unbehagen, das ihre Bilder hervorrufen, kommt, ist schwer festzumachen – ganz so als hätte Waldach bei David Lynch und nicht bei Georg Baselitz gelernt. Die abgebildete hagere Frauengestalt, verkörpert von der Berliner Schauspielerin Fritzi Haberlandt, scheint immer in Gefahr zu sein: egal ob sie sich gegen einen hohen Maschendrahtzaun presst, in der Decke über ihr Schwerter stecken oder sie neben einer Topfpflanze steht. Das Ende von Waldachs imaginärem Drehbuch kann kein gutes sein und so ist man versucht zu rufen: „Lauf, Haberlandt, lauf!“ James Gortner: „The Darkside Portraits“. Bis 30. 11., Mo–Fr 12–20 Uhr, Sa 12–18 Uhr, Tucholskystr. 38 Brigitte Waldach: „Trailer“. Bis 17. 11., Di–Fr 14–19 Uhr, Sa 11–19 Uhr, Auguststr. 20