KUNDENBETREUUNG : Einfach erledigt
Heut hat mein Telefon mal wieder geklingelt. Das tut es nicht oft. Dass es so selten klingelt, liegt daran, dass unter mir oder neben mir oder über mir – jedenfalls ganz bei mir in der Nähe – jemand wohnt, der das Netz des Betreibers mit einem bösen illegalen Gerät ganz kräftig stört. „Sind Sie sich sicher?“ frag ich den Kundenbetreuer, als er mir das erklärt. „Glauben Sie, wir lügen Sie an?“ fragt er zurück und klingt ganz beleidigt.
„Ach, na ja“, sag ich.
Seit Wochen schon klingelt mein Handy nicht, sondern schickt Anrufer direkt auf den AB, und ich ruf dann an beim Netzbetreiber und lass mir erklären, woran das liegt. Das ist ganz schön spannend: Ganz am Anfang war das Netz überlastet, dann war plötzlich mein Handy schuld, und als letztes die Mauer. Also nicht die, die mal in Berlin stand, sondern die Außenmauer meiner Wohnung. Die ist nämlich zu dick und hat keine Fenster nach Norden. Dabei steht doch da der Funkmast, der für mich zuständig ist. Im Süden, wo die Mauer dünner ist und viele Fenster sind, stehe zwar auch ein Mast, aber der sei nicht zuständig für mich und sowieso viel zu weit weg.
„Ich sitz also nicht mehr im Funkloch?“ frag ich meinen Kundenbetreuer von heute. „Was für ein Funkloch?“ fragt er. Ich erklär das mit der Mauer im Norden. „Kein Funkloch“, sagt er entrüstet. „Ein illegales Gerät!“ „Aha“, sag ich, aber dann lenke ich ein. „Und wie geht’s nun weiter?“ – „Wir melden das der Polizei und Ihr Fall ist somit erledigt.“ – „Ist er aber nicht.“ – „Doch“, sagt er. „Wir können nichts machen, also tragen wir ‚erledigt‘ ein in den Computer.“ „Aha“, sag ich wieder und staune. So einfach geht das: Kann ich nicht – erledigt. Wird nichts – erledigt. Krieg ich nicht hin – erledigt. „Toll!“ sag ich und lege auf, etwas abrupt. Aber das mit dem erledigt muss ich mir aufschreiben, ganz schnell, sonst vergess ich das wieder, wie alle guten Ideen. JOEY JUSCHKA