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KOMMENTAREPyrrhussieg

■ Kroatiens Volksabstimmung trägt nicht zur Konfliktlösung in Jugoslawien bei

Verständlich ist es schon, wenn sich die Menschen in Kroatien über die große Zustimmung zu dem Referendum freuen. Zeigt sie ihnen doch, daß, was heute in jeder jugoslawischen Nation für das Wichtigste gehalten wird, auch für Kroatien gilt: Regierung und Volk ziehen an einem Strang, die nationale Einheit ist hergestellt. „Jugoslawien und Welt“ haben gesehen, daß die Kroaten „Herr im eigenen Haus“ werden wollen. Immerhin haben die kroatische Führung und Präsident Tudjman in der Formulierung der Abstimmung die Möglichkeit eines künftigen losen Staatenbunds für die Zukunft offengelassen. Und indem sie im Referendum die kulturellen und Menschenrechte der serbischen Minderheit betonten, sind die Brücken für eine künftige Versöhnung mit ihren serbischen Mitbürgern nicht vollständig abgebrochen worden. Das ist angenehm in einer Situation, in der von serbischer Seite mit aller Macht versucht wird, die verfassungsgemäße Wahl des Kroaten Stipe Mesic zum Staaatspräsidenten zu verhindern.

Trotzdem ist auch nach der Abstimmung keines der politischen Konflikte gelöst. Weiterhin werden die von Belgrad aus beeinflußten Serben Kroatiens an ihrem Wunsch, an Serbien angegliedert zu werden, festhalten. Die Abstimmung trägt sogar dazu bei, gerade weil die Mehrheit so überwältigend hoch ausgefallen ist, eine Stimmung in der kroatischen Bevölkerung zu erzeugen, die jegliche Grenzveränderung als Angriff auf die eigene nationale Integrität erscheinen lassen. Auf serbischer Seite dagegen wird die territoriale Einheit des serbischen Volkes um so vehementer gefordert werden. Der Hinweis, ein Staatenbund würde die Serben Kroatiens und diejenigen Serbiens letztlich doch in einem Staat zusammenhalten, ist von Belgrader Seite schon längst als Trick bezeichnet worden. Die daraus resultierende Konstellation war in der Geschichte des serbisch-kroatischen Konflikts schon einmal ein Kriegsgrund gewesen.

Doch auch wenn es nicht zum Schlimmsten kommen sollte, bleibt der Ausweg in die Unabhängigkeit eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Es gibt weder politisch konkrete Konzepte, noch eine machbare Wirtschaftspolitik, und es gibt nur geringe Unterstützung von außen. Es bleibt angesichts der dramatischen Situation in Jugoslawien an dieser Stelle wiederum der fast schon hilflose Hinweis, daß Westeuropa und die Nachbarn des Landes schleunigst im Sinne einer Entwirrung des jugoslawischen Knäuels handeln müssen. Das Festhalten am Einheitsstaat ist kein Konzept. Erich Rathfelder

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