KOMMENTAR: Verschämt
■ Bremer Polar-Workshop tagte auf Nato-Spesen
Mit „Drittmitteln“ ist es wie mit der Piemont-Kirsche von Mon Cheri: „Wer kann dazu schon nein sagen?“ Niemand, legt der süße Werbespruch nahe. Richtig: Kein Wissenschaftler kann zu „Drittmitteln“ nein sagen. Schon gar nicht, wenn sie so großzügig geboten werden, wie es fast nur dem steinreichen Militärbündnis Nato möglich ist.
Aber peinlich ist es doch. Die Polarforschung läßt sonst kaum eine Möglichkeit öffentlicher Darstellung ungenutzt vorübergehen. Auf das Alfred-Wegener-Institut, das zwischen den fernsten Eisbergen forscht, sind wir BremerInnen stolz! Der internationale Workshop über die polaren Ozeane hätte Chancen gehabt, von den Medien breit und wohlwollend erwähnt zu werden. Zur Ehre unserer Stadt, zur Ehre der Bremer Universität etc.
Wenn da die Nato-Gelder nicht wären. Weder das Alfred –Wegener-Institut noch die Bremer Universität wußten gestern etwas Genaues von der Tagung. Sie wollten damit nichts zu tun haben, obwohl ihre Wissenschaftler daran beteiligt sind. Zu Nato-Geldern kann man zwar nicht nein sagen, aber sie schmecken doch nicht so gut, wie ein Mon Cheri.
Michael Weisfeld
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