KOMMENTAR: Vorsicht Polizei!
■ Dokumentation des Funkverkehrs beim Geiseldrama beweist: Polizei wollte erst Geld, dann Leben
In einem fiktiven Krimi sind die Rollen und die Reihenfolge ihres Auftauchens klar verteilt: Am Anfang ist die Leiche, dann beweist der umsichtige Kommissar seine Künste an der Aufklärung des Geschehens und am Schluß sitzen die Gangster hinter Gittern. Beim realen Bremer Geiseldrama im August war alles genau umgekehrt: Am Anfang standen die Gangster frei in der Bank, dann bewies die Polizei ihre Unfähigkeit, und am bitteren Ende blieben zwei Geiseln auf der Strecke.
Wären sie nicht auf diese brutale Weise real, könnten die Funkprotokolle der Bremer Polizei, die die taz ab heute in mehreren Folgen abdruckt, jeden fiktiven Krimi an spannender Unterhaltung übertreffen. Aber Vorsicht: Die realen Dialoge berichten keineswegs von lächerlicher Dummheit der Polizei. Sie beweisen etwas viel Schlimmeres – nämlich daß die Polizei bei der Jagd nach den Bankräubern genau das Gegenteil von dem getan hat, was sie selber immer wieder behauptet. An erster Stelle ihrer Bemühungen stand nicht das Leben der Geiseln, sondern die Wiederbeschaffung des geraubten Geldes. Der reale Krimi lehrt: Vorsicht vor der Polizei!
Dirk Asendorpf
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