KOMMENTAR: Fällt Schnoor?
■ Zum NRW-Untersuchungsausschuß „Geiselaffäre“
Das Gladbecker Geiseldrama wird durch den Untersuchungsausschuß und den bevorstehenden Prozeß auch im nächsten Jahr ein zentrales Thema in Nordrhein-Westfalen bleiben. Ob am Ende Herbert Schnoor noch Innenminister sein wird, ist längst nicht entschieden.
Des Ministers Stuhl stünde heute mit Sicherheit auf wackeligeren Füßen, hätte die Opposition bei der Kritik an Schnoor seriös operiert. Weil aber die Düsseldorfer CDU immer wieder durch die Verbreitung höchst tendenziöser Informationshäppchen die Journallie zu aufgeregten Titelstorys animierte, die sich nach Überprüfung regelmäßig als Geisterdebatten entpuppten, sind gravierende polizeiliche Fehler nie ernsthaft diskutiert worden. Aus rein ideologischen Motiven hat die CDU vorhandene schwere Mängel nicht zum Thema gemacht. Die Sonderkommandos haben das Konzept, die Täter in Sicherheit zu wiegen, und dadurch die Freilassung der Geiseln zu erreichen, durch ihren Verfolgungsdrang selbst zerstört. Doch darauf ging die CDU nie ein. Sie kaprizierte sich statt dessen auf Nickerchen und Pinkelpausen der Entführer. Diese Angriffe konnte der Innenminister leicht abwehren.
Die Fehler der Polizei, die eben nicht mit dem Hinweis auf „handwerkliche Mängel“ abgehakt werden können, bergen für Schnoor noch jede Menge Zündstoff. Sollte sich im Untersuchungsausschuß durch die Wiedergabe des gesamten polizeilichen Funkverkehrs oder durch die Anhörung von Zeugen vor Ort ergeben, daß die Darstellung des Geschehensablauf durch die Polizeiführer geschönt wurde wie das ja in Bremen geschehen ist –, dann müßten nicht nur die Polizeiführer, sondern auch ihr Minister gehen.
Walter Jakobs
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