KOMMENTAR: Weinkellerpolitik
■ Wie ein Senator mit der Wahrheit rauskommt
An der Parkallee steht eine alte Villa, das Gästehaus des Senats. Dieses Haus soll jetzt abgerissen werden. Weder der Denkmalsschützer, noch der Grundstücksausschuß, der nur den Verkauf guthieß, hatten von den Kahlschlagsplänen des Senats gewußt. Für solche Fälle haben ParlamentarierInnen die Möglichkeit, den zuständigen Sentor in der Fragestunde zu nerven. Doch so ausgiebig Grüne und CDU das gestern auch versuchten, gegen Verschleierungs-Könner Kunick half auch bohrendes Fragen nicht.
Und der Bausenator hat auch allen Grund gerade in Sachen Gästehaus möglichst viel möglichst vage zu beantworten. Denn der Käufer des Grundstücks heißt Maritim und ist inzwischen in Bremen groß eingestiegen. Der Ratskeller ist inzwischen maritimeigen. Beim Kongreßzentrum hat der Hotelkonzern dem Senat immerhin 50 Millionen aus den Rippen geleiert. Kein Wunder, wenn der Senator auf Fragen nach möglichen Zusammenhängen antwortet: „Gehen Sie mal in den Ratskeller, das kann ich nur empfehlen.“ Wobei es der Opposition entging, daß der Hinweis auf die Weinkellerpolitik wahrscheinlich bereits die ganze, reine und lautere Wahrheit enthielt.
Holger Bruns-Kösters
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