KOMMENTAR: Giftige Lügen
■ Münchehagen als realkapitalistisches Schönberg
Eine Geschichte wie aus dem Bilderbuch der DDR –Vergangenheitsbewältigung: Da mühen sich AnwohnerInnen bald ein Jahrzehnt, die Wahrheit über eine Müllkippe ans Tageslicht zu zerren, allein es gelingt nicht. In der Nähe der Kippe verfärben sich die Felder, Kühe sterben, einmal kommt sogar ein Mensch ums Leben, allein an der Kippe soll all das nicht liegen. Denn die ist, so behauptet die allmächtige Verwaltung, gestützt von der herrschenden Politkaste, zwar innendrin giftig, aber nach außen hin dicht.
Die Geschichte spielt allerdings nicht im ehemals SED –sozialistischen Schönberg oder in Schöneiche sondern im realkapitalistischen Niedersachsen. Auch hier kommt nach dem Machtwechsel jetzt ans Licht, daß Behörden und möglicherweise auch Politiker in Sachen Münchehagen jahrelang gelogen haben und mögliche Folgeschäden billigend inkauf genommen haben. Zur Parallele fehlt eigentlich nur noch die Stasi-Überwachung der nimmermüden Bürgerinitiative. Doch wer wollte Ähnliches bei dem sonst so eifrigen niedersächsischen Verfassungsschutz auschließen?
Holger Bruns-Kösters
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