KOMMENTAR: Ein Ostermärschlein
■ Müssen es denn amerikanische Bomben sein?
Saddam ist nicht mehr Hitler und Bush nicht mehr die Wurzel allen Übels; CNN ist wieder eine ganz normale TV-Station und der Krieg ist aus — zumindest im Fernsehen. Außerdem war das Wetter schlecht. Da war der Ostermarsch eben mal ein bißchen schlechter besucht.
Man fragt sich bloß: Wo sind die Aktivisten der Friedensbewegung, die den internationalen Widerstand gerade so schön vernetzt hatten, bevor das Ende des Krieges »ausbrach«. Im Süden des Iraks walzen Panzer der Republikanischen Garde, die die »chirurgischen Eingriffe« der Alliierten offenbar ziemlich gut überstanden haben, die aufständische Bevölkerung nieder, im Norden bombardieren irakische Hubschrauber die kurdische Bevölkerung; in Kuwait werden PalästinenserInnen gejagt; im Irak hungert die Zivilbevölkerung. Der Krieg nach dem Krieg kostet jeden Tag hunderte oder tausende das Leben. Er ist nicht zu Ende, es fallen nur keine amerikanischen Bomben mehr.
Abgesehen davon, daß Demonstrationen bei Sonnenschein mehr Spaß machen, scheint vielen das Gefühl zu genügen, im Recht geblieben zu sein: Die High-Tech-Bombardements der Alliierten haben keine Probleme gelöst, sie haben stattdessen in jeder Hinsicht eine Katastrophe angerichtet. Aber diese Einsicht ist keine Entschuldigung, jetzt den Mund zu halten.
Die demonstrierenden SchülerInnen, GewerkschafterInnen oder StudentInnen waren glaubwürdig, als sie sich gleichermaßen gegen die Kriegstreiber Bush und Hussein stellten, sich nicht einfach in die Antiamerikanismus-Schublade stecken liessen. Jetzt müssen sie sich die Frage gefallen lassen, ob es immer erst amerikanische Bomben sein müssen, die die Menschen hier in Wut und Protest auf die Straße treiben. Anita Kugler/Andrea Böhm
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