KOMMENTAR: Phantasie statt Beton
■ Nur mit Neubau wird die Wohnungsnot nicht beseitigt
Der Senat hat ein ehrgeiziges Wohnungsbauprogramm angekündigt — daß es zu schaffen ist, glaubt fast niemand. Zwar wurden in Ost- und West-Berlin zusammen bislang jährlich mehr Wohnungen gebaut, als es der Fünfjahresplan des Senats vorsieht. Aber der Platz ist heute knapper geworden, die Planung schwieriger und die Ansprüche an die Wohnungsgröße sind gewachsen. Die Verwaltung ist kaum in der Lage, mit den Eigentumsverhältnissen in der ehemaligen DDR zurechtzukommen. Und der Haushalt von West-Berlin muß nun für beide Teile der Stadt reichen. Dabei ist der Wohnungsbau bereits jetzt kaum noch bezahlbar, obwohl ein Großteil der Kosten erst in der Zukunft beglichen wird. Man kann ausrechnen, daß Berlin demnächst Konkurs anmelden muß.
Dabei ziehen mehr und mehr Menschen nach Berlin, und die Wohnungsnot wird eher noch schlimmer. Warum zeigen die Senatsverwaltungen nicht mehr Phantasie? Warum sind nicht alle städtischen Gesellschaften an einen Computer angeschlossen, so daß Wohnungen getauscht werden können? Warum unternimmt der Senat nichts, um Wohnungstausch auch bei privaten Vermietern gesetzlich zu erleichtern? Warum verschenkt die Verwaltung Belegungsrechte? Warum gibt es keine finanzielle Unterstützung von Mietern, die Untermieter aufnehmen? Warum stellt der Senat den östlichen Wohnungsbaugesellschaften nicht Mitarbeiter zur Verfügung, die auflisten, welche Wohnungen leerstehen? Und warum ist es schon seit über einem Jahr nicht möglich, die Eigentumsverhältnisse im Ostteil der Stadt zu klären? Mit einem Bruchteil der Milliarden, die für vergleichsweise wenige neue Wohnungen ausgegeben werden, ließe sich viel machen. Natürlich entsteht dadurch keine einzige neue Wohnung. Aber Wohnungsbau ist kein Selbstzweck. Es geht darum, möglichst vielen Menschen rasch ein bezahlbares Dach über dem Kopf zu verschaffen. Eva Schweitzer
Siehe auch Seite 24
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