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KOMMENTARWarten aufs Abholen

■ Atommüllproblematik noch immer nicht begriffen

Das Bundesamt für Materialforschung (BAM) hatte die Idee. Wenn man Brennstoffe aus Atomkraftwerken und Wiederaufbereitungsanlagen nicht entsorgen kann, weil es in der Bundesrepublik keine Endlager gibt und die Zwischenlager voll sind, dann wirft man die angesammelten 500 Gramm Uran und die neun Gramm Plutonium in 21 Blechfässer, klappt die Deckel zu und wartet. Irgendwer wird die Abfalltonnen schon irgendwann abholen. Genial — endlich ist die Atommüllproblematik gelöst. Nach der BAM-Entsorgungsmethode kann auch das Hahn- Meitner-Institut (HMI), wenn es die abgebrannten Brennstäbe auch nicht loswerden sollte, den Atombrennstoff an den Straßenrand stellen, und warten, daß die nukleare Müllabfuhr vorbeikommt.

Abgesehen davon, daß man sich dabei nicht von der Polizei erwischen lassen sollte, geht das so nicht. Daß dennoch das BAM 21 Atomfässer zum Teil seit sechs Jahren bei sich herumstehen hat, zeigt die Verantwortungslosigkeit der Umweltverwaltung. Sie genehmigte den »Umgang« mit radioaktiven Stoffen, aber wo der Müll später bleiben soll, interessierte die Beamten nicht. Genau die gleiche Praxis beim HMI: Obwohl es höchst unsicher ist, daß die Brennstäbe entsorgt werden können, genehmigte Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) den Betrieb des Reaktors vor knapp einem Jahr. Eine solche Umweltpolitik ist — zurückhaltend formuliert — kurzsichtig. Wenn es keine Entsorgungsmöglichkeiten gibt, aber immer mehr Atommüll anfällt, muß er zwangsläufig »gefährlich« gelagert werden. Wer nicht darauf warten will, daß Atommüll irgendwann von irgendjemandem abgeholt wird, erlaubt gar nicht erst, daß welcher anfällt.

Es ist kein Gegenargument, daß dem Bundesamt nur der Umgang mit geringen Mengen genehmigt worden sei. Denn das wird dieser Tage klar: Selbst sechs Jahre scheinen nicht genügend Zeit zu sein, um 500 Gramm Uran zu entsorgen. Dirk Wildt

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