KOMMENTAR VON KLAUS WOLSCHNER : Bibel für Muslime?
Über die elektronischen Medien ist deutlich „mehr Demokratie“ möglich. Klingt das nicht gut? Bremens Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) hat deshalb eigenhändig im Internet ein offenes Online-Forum zur Diskussion um den Religionsunterricht in Schulen eröffnet – eine gute Idee.
Das Ergebnis scheint jedoch nicht vorzeigbar. Gerade einmal 85 Nutzer – interessiert das Thema niemanden? Oder wollte die Senatorin die Idee des Internet-Forums desavouieren? Immerhin hatte sie vorher schon gesagt, dass für sie ein Ersatz des freiwilligen Faches „Biblischer Geschichtsunterricht“ (BGU) nicht infrage komme.
Wenn man SchülerInnen fragt, dann ist die Resonanz klar: Die meisten wollen am liebsten gar keinen Unterricht – finden also „BGU“ gut, weil sie den abwählen können. Oder sie sind für einen bekenntnismäßig neutralen Religions- und Ethik-Unterricht.
Wenn die Bildungsbehörde jetzt mit den zwei christlichen Staatskirchen mauschelt, um den alten „BGU“ irgendwie in ein neues Design zu packen, dann ist das politische Kultur aus den 50er Jahren. Damals sollten die Gräben zwischen katholischen und protestantischen Familien überwunden werden. Mehr als ein Drittel der Grundschul-Kinder kommen heute aber aus Familien mit Migrationshintergrund. Da ist „BGU“ erzkonservativ und keine Einladung zur Integration.