KOMMENTAR VON KLAUS WOLSCHNER ZUM PROZESS : Ein falsches Signal
Was soll ein Amtsrichter machen, wenn vor ihm ein Angeklagter sitzt, der seit der Grundschule als gewalttätig und kriminell aufgefallen ist? Abdullah C. hat offenbar in seinem jungen Leben – er ist gerade 24 – dutzende von Menschen bedroht, eingeschüchtert, schwer beleidigt. Phasenweise hat er Anabolika genommen, um seinen massiven Körper weiter aufzuplustern.
Auch während der letzten 30 Delikte hatte er eine „Bewährungshelferin“ an seiner Seite. Die hat offenbar – im nicht-öffentlichen Teil der Gerichtsverhandlung – eindrücklich geschildert, dass Abdullah C. sich nun wirklich ändern wolle. Er wolle weg aus Bremen, einen Neuanfang in neuer Umgebung.
Das Amtsgericht hat ihn zu zwei Jahren Haft verurteilt – aber wieder auf Bewährung im Hinblick darauf, dass er wegziehen will von Bremen.
Ein fatales Signal. Das Gericht hatte nicht darauf insistiert, dass er selbst seine Taten gesteht – also keinen Eindruck davon, ob er so etwas wie Reue ausdrücken kann. Dass er zu seinen „Freunden“ bei den Rockern hält, früher Mongols, heute Hells Angels, kann auch keine Hoffnung machen.
Die Bremer Polizei wird froh sein, wenn Abdullah C. nach Köln zieht, die Kölner werden sich bedanken. Mit dem, was in der öffentlichen Hauptverhandlung zu erfahren war, ist das Urteil jedenfalls nicht zu erklären.