KOMMENTAR: KLAUS WOLSCHNER ZUR LAGE DER GRÜNEN : Ohne mich, ohne Güldner
Matthias Güldner, der starke Mann in der Grünen-Fraktion, will, dass aus der Wahlniederlage Konsequenzen gezogen werden. Und das sind in der Politik normalerweise auch personelle Konsequenzen. Da die drei SenatorInnen das für sich jedenfalls nicht so sehen, hat Güldner für sich die Konsequenz gezogen: Er will als einfaches Bürgerschaftsmitglied zukünftig Bildungspolitik machen.
„Macht euren Scheiß alleine“ könnte man diese Konsequenz auch interpretieren – jedenfalls will er nicht mehr seinen SenatorInnen den Rücken frei halten, wie er das in den letzten acht Jahren getan hat. Wer, wenn nicht er, soll bei den Grünen die Kraft haben, Konsequenzen durchzusetzen? Die kraftlosen „Essentials“, mit denen der Landesvorstand in die Koalitionsverhandlungen gehen will, zeigen deutlich: Da wird sich nichts ändern.
Güldner weiß, wie wenig ein einzelner Abgeordneter ausrichtet. Aber offenbar wollte er nicht den Hut in den Ring werfen und sagen: „Ich will Bildungssenator werden.“ Das hätte die Frage aufgeworfen, ob es nicht doch Änderungen bei den SenatorInnen geben muss und Änderungen in der Ressortverteilung.
Güldners Motive sind ehrenwert. Er will nicht einfach andere verdrängen, aber er will eine personelle Erneuerung und sagt, dass er ja selbst seit über acht Jahren zu dem exklusiven Kreis derer gehört, die das grüne Schiff steuern. Aber die neuen politischen Talente, die nach vorne drängen, sind nicht in Sicht. So bleibt ihm, jedenfalls für den Moment, die Ohne-mich-Geste.