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Archiv-Artikel

KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER ZUGANGSBESCHRÄNKUNGEN ZUM GYMNASIUM Das Trennen wird zum Krampf

desto besser

Man kann schon ein bisschen stutzen, wenn nun ausgerechnet Anhängerinnen der ehemaligen Anti-Primarschul-Initiative laut über die Abschaffung des Elternwahlrechts nach Klasse vier nachdenken. Das Elternwahlrecht war explizit ein Essential von „Wir wollen lernen“.

Wir erinnern uns: Kurz vor der Volksabstimmung bot der schwarz-grüne Senat das Elternwahlrecht nach Klasse sechs an. Aber das genügte Walter Scheuerl und seinen Anhängern nicht. Es musste das Wahlrecht nach Klasse vier sein.

Nun nutzen so viele Eltern dieses Wahlrecht, dass es Teilen der Gymnasialklientel auf einmal lästig wird. Wenn das Elternwahlrecht heute der Gymnasialklientel nicht mehr so wichtig ist, liegt der Verdacht nahe, dass es damals nur ein Scheinargument war, um das längere gemeinsame Lernen in der Primarschule zu verhindern.

Dabei ist die Idee der Initiative “Schulfrieden wahren“, möglichst viele Kinder auf die Stadtteilschulen zu lenken, gar nicht schlecht. Je mehr Kinder auf die Stadtteilschulen gehen, desto besser sind die Voraussetzungen für gute Gesamtschularbeit. Sind es gar 80 Prozent wie in Bremen, verliert die Trennung den Beigeschmack der Degradierung.

Aber Hamburg kann nicht aus dem Stand Bremen kopieren, denn in Hamburg ist die Schullandschaft anders gewachsen. Über 50 Prozent der Eltern geben ihr Kind auf ein Gymnasium, fast eben so viele haben selbst Hochschulreife. Die Quote der Abi-Schulabgänger, die absehbar auch irgendwann Eltern werden, liegt jetzt schon bei 58 Prozent und könnte erfreulicherweise weiter steigen. Nun müssen Kinder nicht zwangsläufig die Eltern kopieren, aber die Erwartung, dass der Nachwuchs den eigenen Bildungsstatus reproduziert, haben diese Eltern ebenso wie die Mittel, ihre Kinder zu unterstützen.

Je mehr Kinder auf die Stadtteilschulen gehen,

Da stellt sich die Frage, ob eine Trennung überhaupt zu rechtfertigen ist und ob man Anfangen muss, Anforderungen hochzuschrauben. Die Trennerei könnte zum Krampf werden und zu Lasten der Kinder gehen. Lieber sollte man es einfach beim jetzigen Modell belassen, das den Stadtteilschulen den Vorteil gewährt, dass es auf ihnen ein Jahr mehr Lernzeit zum Abitur gibt. Und wenn sich die gegenwärtige Praxis nicht bewährt, sollte man einfach die Grenzen zwischen den Schulformen aufheben.