KOMMENTAR: KAI VON APPEN ÜBER DIE HAMBURGER BORDELL-POSSE : Lektion für die Igittigitt!-Hardliner
Das Hamburger Oberverwaltungsgericht hat einen Schlussstrich gezogen unter die Sex-Posse um den Bordell-Umzug in ein Gewerbegebiet – hoffentlich endgültig. Entschieden hat es, dass die Ansiedlung eines solchen Etablissements nicht gegen einen Bebauungsplan verstößt, der Gewerbe vorsieht. Wie war das noch gleich mit dem „ältesten Gewerbe der Welt“?
Die Debatte um das „Geizhaus“ hat zumindest kurzfristig viel Schaden angerichtet, den Doppelmoralisten zur Renaissance verholfen. Da führen plötzlich Sozialdemokraten eine Bürgerbewegung an, die genau solche Ängste und Vorurteile gegen Sexarbeiterinnen schürt, wie sie eigentlich durch das rot-grüne Prostitutionsgesetz abgebaut werden sollten. Ausgerechnet der rote Bezirksfürst, der sich sonst so gerne damit brüstet, in Gestalt der Reeperbahn eine Rotlicht-Meile von Weltformat zu seinem Beritt zu zählen, wollte die ganze Stadt zum Sperrgebiet erklärt sehen. Lieber also sollen Prostituierte in der Illegalität ihrem Gewerbe nachgehen, als ihre Dienstleistungen in einigermaßen geschützten Räumen anbieten zu können.
Es bleibt zu hoffen, dass die leidige Debatte langfristig vielleicht doch etwas Positives bewirkt: dass selbst die Igittigitt!-Hardliner zur Einsicht gekommen sind, dass auch ein „Geizhaus“ den darin arbeitenden Frauen Schutz bietet – und Normalität ist.