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Archiv-Artikel

KOMMENTAR: ISABEL PFAFF ÜBER DIE JUNGE PROTESTKULTUR Warum zögern wir?

Unsere Zukunft wird in ihren Händen verformt, zerdrückt. Sie verpulvern Ressourcen, die wir noch nicht geschaffen haben. Sie flicken an einem System herum, das ohne Kurswechsel weitere Krisen produzieren wird. Und sie, die offiziellen und inoffiziellen Entscheidungsträgerinnen, tun das meist ungestört. Mittelgroße Demos, zahme Streiks, Bildungsproteste – vereinzelt blitzt der Kampfgeist auf.

Aber die Durchschnittsstimmung unter jungen Leuten ist, seien wir ehrlich, nicht kämpferisch. Sie ist eher unentschlossen, abwägend, abwartend. Statt zum Bildungsstreik zu gehen, basteln wir lieber an unserem Lebenslauf. Warum zögern wir? Vielleicht, weil sich unsere Generation den komplexen Prozessen, die weltweit ablaufen und oft scheitern, nicht entziehen kann. Zu globalisiert ist unser Alltag. Wir haben gelernt, dass Antworten auf heutige Krisen niemals simpel sind. Vielleicht tun wir uns deshalb so schwer mit der Revolution. Aber der Rückzug ins Private, in unsere eigene kleine Karriereplanung ist nicht die Lösung. Wir müssen wach bleiben. Alles ganz neu machen muss nicht unbedingt sein. Es geht um unser persönliches Umfeld: den Gemeinderätinnen zeigen, was man von der Privatisierung kommunalen Eigentums hält; im Klamottenladen nach den Produktionsbedingungen fragen; den Mund aufmachen, wenn die Dozentin abweichende Ansichten diskreditiert. Möglicherweise ist das unsere Revolution. Also wach bleiben.