KOMMENTAR: FRIEDERIKE GRÄFF ÜBER SICHERUNGSVERWAHRTE : Unbequeme Offenheit
Zu beneiden ist der Hamburger Senat nicht: Er muss eine Lösung finden für ein Problem, das er nicht selbst verschuldet hat – die Unterbringung zweier Sicherungsverwahrter, deren Entlassung die Gerichte angeordnet haben. Entschieden hat man sich für einen Standort in Jenfeld, seitdem protestieren die Anwohner und die Betreffenden lehnen das Angebot – bislang – ab.
Dabei scheint es, dass der Senat, der auf Jenfeld beharrt, tatsächlich nach Alternativen gesucht hat. Erfolglos. Sei es, weil sie noch näher an Wohngebieten liegen, sei es, weil sie völlig isoliert sind. Die Jenfelder überzeugt es nicht und manche glauben nun, man hätte besser nicht über die Pläne informiert. Doch was passiert, wenn Anwohner zufällig erfahren, dass entlassene Sicherungsverwahrte neben ihnen wohnen, weiß man bereits: öffentlicher Aufruhr, gerne auch die Forderung nach der Todesstrafe. Die Alternative, ein Offenlegen der Pläne, ist nahe an der Überforderung für alle Beteiligten, aber sie nimmt die Bürger ernst. Eine ideale Lösung, so bitter das ist, wird es nicht geben.
Eine andere Frage ist, und hier ist der Senat hinter seinen Versprechungen zurückgeblieben, wie transparent und frühzeitig informiert wird. Dabei sind ironischerweise beide Seiten auf Kooperation angewiesen: der Senat auf die der Entlassenen, die er nicht nach Jenfeld zwingen kann – und die auf die Unterstützung der Politik. Zumindest, sobald ihre Identität bekannt wird.