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Archiv-Artikel

KLAUS WITTMANN ÜBER DAS URTEIL FÜR DEN WAFFENLOBBYISTEN SCHREIBER Haftstrafe statt Verdienstkreuz

Mit einer Haftstrafe von acht Jahren hat der 76-jährige Rüstungslobbyist Karlheinz Schreiber die Quittung dafür bekommen, dass er sich zehn Jahre lang mit allen nur denkbaren Tricks und immer neuen Eingaben seiner Auslieferung von Kanada nach Deutschland widersetzt und viele Millionen Provisionen nicht versteuert hat.

Das Urteil von Augsburg ist aber auch eine schallende Ohrfeige für den gerade 80 Jahre alt gewordenen Exkanzler Helmut Kohl. Denn vergessen wir nicht, was dieser kleine und freundlich schmunzelnde, gedrungene Schreiber schon alles angestoßen hat: die CDU-Spendenaffäre, Helmut Kohls Verzicht auf den Ehrenvorsitz seiner Partei. Dann das tiefe Loch, in das er den amtierenden Finanzminister Wolfgang Schäuble stürzte. Schäuble musste 2000 als Parteichef wegen einer 100.000-DM-Spende Schreibers zurücktreten.

Karlheinz Schreiber dachte immer, eines Tages müssten sie ihm für all das, was er angerichtet hat, das Bundesverdienstkreuz anstecken. Er hat nicht nur die deutsche Nachkriegsgeschichte erheblich beeinflusst, er hat zusammen mit seinem bayerischen Kegelbruder und Exministerpräsidenten Franz Josef Strauß auch weltweit groß im Airbus-, im MBB-Hubschrauber- und Fuchs-Spürpanzer-Geschäft mitgemischt und mitgeschmiert. Zum Wohle der deutschen Industrie, wie Schreiber immer wieder tönte – tatsächlich aber zum Schaden des Steuerzahlers, wie es jetzt in der Urteilsbegründung heißt.

Doch während des Prozesses war von der großen Politik nichts mehr zu spüren. Viele wichtige Personen von damals sind längst tot, und anders als der kleine Schreiber wird der große Kohl nicht mehr zur Rechenschaft gezogen.

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