K.I.Z. SIND SEXISTEN : Die Schwanzfanatiker
Die Warschauer Straße, das werbetechnische Battlefield der Plattenlabels, ist tapeziert mit einem neuen Slogan: „Sexismus gegen Rechts“. Werbung für die neue Platte und Tour von K.I.Z., soeben erschienen. Der Titel schon regt mich maßlos auf, und ich brauche bis zum Kotti, bis ich mich wieder abgeregt habe. Was mich aber fast noch mehr aufregt als dieser Titel, ist das Aufregverbot. Die MedienvertreterInnen sind sich einig: Wenn man sich aufregt, dann gehe die Provokationsstrategie von K.I.Z. auf.
Also sucht man noch an den abwegigsten Textstellen nach Ironie, kürt das Logo, ein Schwanz mit Eiern in Form eines Notenschlüssels, zu einem originellen Tabubruch, kurz: man reicht den drei Herren Schwanzfanatikern mit einem Augenzwinkern die Hand und verwahrt sich damit vor Gegenvorwürfen, die da lauten könnten: prüde, verbissen, humorlos. Will doch kein Mensch prüde, verbissen und humorlos sein. K.I.Z. sollte trotzdem nicht die Humornormen etablieren dürfen. Das wird katastrophal enden: Schon jetzt scheint man sich nur noch entscheiden zu können zwischen Sexismus oder vermeintlicher Humorlosigkeit. Wenn man aber nicht mehr sagen kann, dass Zeilen wie „Alles Schlampen außer Mutti, lass mich in dich rein. Komm schon, du versaute Muschi, soll das alles sein?“ eher gesellschaftsbedingt neurotische Männerfantasien darstellen, die vor allem hochgradig unoriginell und – ja, nehmen wir ruhig das Wort in den Mund – diskriminierend sind, dann frag ich mich vor allem eines, ausnahmsweise mal ganz ohne Ironie und Augenzwinkern: Geht’s noch?
Ich trete also weiter in die Pedale und habe mich, wie bereits gesagt, am Kotti auch so gut wie abgeregt. Da schallt es aus einer Ecke: „Ey, du Arsch, bist du schwul oder was!“ Könnte das mit dem Aufregen vielleicht jemand anders übernehmen?
JUDITH POPPE