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Archiv-Artikel

KINDER: MEDIENKONSUM BEEINFLUSST DEN SCHULERFOLG NUR BEGRENZT Aktivisten lernen schneller

Eigentlich müsste es doch ganz einfach sein. Alle Fernseher, die in deutschen Kinderzimmern herumstehen, werden in einer landesweiten Aktion verschrottet, desgleichen Videospiele mit viel Gewalt. Stattdessen bekommen alle Kinder ein Musikinstrument neben das Bett gestellt und die Jahresmitgliedschaft für die örtliche Musikschule und den Sportverein finanziert. Dann, so könnte man der neuesten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen entnehmen, würden sich die Schulleistungen verbessern und die sozialen Kompetenzen wieder wachsen.

Aber die Sache ist nicht so einfach. Wer Fernseher und Computer verteufelt, vergisst leicht, dass zwischen Mediennutzung und Mediennutzung ein gewaltiger Unterschied besteht. Eltern von Kindern im Schulalter kennen die feinen Unterschiede genau. Sie nehmen wahr, bei wessen Kind zu Hause nur eine Playstation für Videospiele steht oder welches Kind im Internet surft, um daraus auch Wissen für die Schulaufsätze herunterzuladen. Und längst benutzen Teenager das Chatten im Internet zur sozialen Interaktion. Stundenlang kommunizieren sie mit Freunden, die nur ein paar Straßen weiter wohnen. Medien- und Lebenswelt für die Kinder von heute sind miteinander verwoben. Dies erfordert Anpassungsprozesse auch der Eltern. Gerade Ältere dürften sich noch daran erinnern, wie zu Zeiten ihrer Kindheit in den 60er-Jahren Comics als Teufelswerk galten.

Einigen Studien zufolge wirken sich gewalthaltige Computerspiele bei Kindern aus unterprivilegierten Familien weniger direkt auf die Schulleistungen aus. Bei Mittelschichtskindern hängt der Schulerfolg hingegen deutlicher davon ab, ob sie sich viel an diesen Computerspielen beteiligen oder nicht. Die Aufregung über den Medienkonsum ist daher auch ein Mittelschichtsphänomen. Erst recht haben die Empfänger von Hartz IV wohl größere Sorgen als die, dass ihre Kinder zu viel Fernsehen schauen. Nicht die Medien sind das Problem, sondern die Frage, wie aktiv oder passiv Kinder diese Medien für ihr Leben nutzen lernen.

BARBARA DRIBBUSCH