■ KAUM ZU GLAUBEN: „Trübe Funzel“ für Daimler
Die Technischen Werke Stuttgart (TWS) und Daimler-Benz sind vom Bund der Energieverbraucher gemeinsam mit der „Trüben Funzel“ ausgezeichnet worden. In dem Verein sind Mieter, Hausbesitzer, Umweltgruppen und Städte organisiert. Er vergibt diese Negativ-Auszeichnung an Unternehmen, die besonders schonungslos mit der Umwelt umgehen.
Die TWS heizen die riesige Hauptverwaltung von Daimler-Benz mit jährlich 18 Millionen Kilowattstunden elektrischem Strom. Da die TWS laut dem Verein beim Atomkraftwerk Neckarwestheim zuviel Strom bestellt haben, machten sie den Autobauern ein Angebot, das die kaum ablehnen konnten: Während Haushalte 30 Pfennig für die Kilowattstunde bezahlen, stellen die Stromverkäufer Daimler nach Angaben des Bundes der Energieverbraucher nur drei Pfennig in Rechnung. Den Sonderpreis finanzierten die Privatkunden, die so „grundlos geschröpft“ würden. Die TWS-Kritiker sprechen von einer „grandiosen Stromvergeudung“, bei der verheizt werde, „was das Zeug hält“.
Selbst die Fernwärme wird in Stuttgart teilweise elektrisch erzeugt und dabei mehr Strom verschwendet, als sämtliche Windkraftanlagen der Republik liefern. Sinnvoll ist Fernwärme zusammen mit Kraft-Wärme-Kopplung. Bei diesem Verfahren wird Strom erzeugt, beispielsweise aus Gas, und die entstehende Wärme zum Heizen genutzt. Zwar besitzt das Energie-Versorgungsunternehmen zwei Kraftwerke, die für die umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung gebaut wurden. Doch in Stuttgart werden sie so nicht genutzt. Statt dessen erwärmen dort zwei Elektrokessel das Wasser mit Strom.
Der Vorstand der Technischen Werke wollte sich gegenüber ÖKO-TEST zu den Vorwürfen nicht äußern. Die Pressestelle durfte nicht. jp
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