KATRIN GÄNSLER ÜBER DAS ENDE DES WAFFENSTILLSTANDS IN NORDMALI : Wenig Erfolg versprechend
Die Beendigung des Waffenstillstands von Ouagadougou durch die Nationale Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA) hat für Entsetzen gesorgt. Ganz überraschend kommt die Ankündigung aber nicht: Der Zeitpunkt ist gut gewählt, um den Druck auf die Regierung von Bamako zu erhöhen.
Dank der Ausschreitungen zwischen Armee und MNLA-Anhängern haben Letztere eine gute Begründung für diese Ankündigung. Im Hinterkopf dürften die Tuareg-Rebellen auch die zweite Runde der Parlamentswahl Mitte Dezember haben. Die Angst, dass es ausgerechnet beim Urnengang zu Gewalt kommt, ist in Bamako groß. Macht die MNLA schon im Vorfeld ernst, ist die Regierung in Zugzwang.
Denn in den vergangenen Monaten hat sich zu wenig getan, um eine nachhaltige Lösung für den Norden zu finden. Stattdessen drehten sich viele Diskussionen um den Putschistenführer Amadou Haya Sanogo, aber nicht um Malis Dauerprobleme, die seit Jahrzehnten existieren.
Schuld an dieser Lage hat aber auch die MNLA selbst. Solange es Fraktionen gibt, die ein unabhängiges Azawad fordern, gibt es keine Verhandlungsbasis. Der Süden ist geschlossen gegen die Spaltung. Schon während des Wahlkampfes im Juli war das die Kernaussage aller Kandidaten.
Hinzu kommt, dass in der sogenannten Region Azawad längst nicht nur Tuareg, sondern auch viele andere ethnische Gruppen leben. Und nicht alle Tuareg sind wiederum Anhänger der MNLA oder befürworten deren Ziele, auch wenn das von der Bewegung selbst natürlich gern anders dargestellt wird.
Es wäre an der Zeit, dass die MNLA ihre Forderungen überdenkt. Mit der Kriegserklärung hat sie zwar den Druck auf Bamako erhöht. Doch ihre Ziele wird sie nicht erreichen.
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