KAIJA KUTTER ÜBER DEN UNI-KONFLIKT : Bereue und herrsche
Auf der Pressekonferenz am Freitag konnten Beobachter tatsächlich den Eindruck gewinnen, Uni-Chefin Auweter-Kurtz habe Teile der an ihr geäußerten Kritik verstanden. Ja, die Hochschulreform des früheren Wissenschaftssenators Jörg Dräger war zu radikal. Und ihre neoliberalen Auswirkungen werden jetzt erst spürbar. Doch statt, wie es Auweter-Kurtz nun vorschwebt, ein paar informelle neue Foren zu schaffen, muss die Politik dieses Gesetz wirklich überarbeiten – und zwar schnell.
Auch das Einlenken in Sachen Uni-Umzug ist beachtlich – aber vielleicht nur der Einschätzung geschuldet, dass der Hafen-Standort nicht realistisch ist. Auch diese Eingeständnisse täuschen aber nicht darüber hinweg: Auweter-Kurtz hat sich an der Spitze von Hamburgs größter Hochschule schlicht nicht bewährt. Der Leitfaden für Disziplinarmaßnahmen, der nun bekannt geworden ist, dürfte kaum ohne ihr Wissen entstanden sein. Zusammen mit ihrer Kanzlerin hat Auweter-Kurtz versucht, an der Uni mit der Mistforke aufzuräumen – und dabei unsinnigen Schaden angerichtet.
Disziplinarrecht gibt es in der Arbeitswelt nun mal, und es wird auch angewandt. Die Aufforderung an Vorgesetzte, ständig kleinste Verstöße nach Oben zu melden, erzeugt aber einzig Duckmäusertum und Paranoia. Führungsqualitäten sehen anders aus.