Justiz: CDU glaubt nicht an einen Selbstmord
Todesumstände von Anna Mikhalchuk werden kontrovers diskutiert. Ermittler haben keine Hinweise auf Verbrechen
Über die Ermittlungen im Fall der tot in der Spree aufgefundenen russischen Künstlerin Anna Mikhalchuk ist eine Diskussion entbannt. Die Staatsanwaltschaft wies am Wochenende einen Pressebericht zurück, wonach es bei den Nachforschungen zum Tod der in Berlin lebenden Russin Ermittlungspannen gegeben habe. Während der Untersuchungen der Todesumstände habe es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gegeben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald. Die Frau war am 12. April tot im Becken der Mühlendammschleuse in Mitte entdeckt worden.
Der Vorsitzende des Innenausschusses im Abgeordnetenhaus, Peter Trapp (CDU), forderte nach Medienangaben Aufklärung. "Wenn eine bekannte russische Dissidentin in Berlin stirbt, ist Eile geboten. Und wenn sie dazu mit Steinen in den Jackentaschen in der Spree liegt, müssen alle Alarmglocken klingeln."
Medien hatten von "Ungereimtheiten und Ermittlungspannen" nach dem Auffinden der Leiche der 52-Jährigen berichtet. So sei trotz der Brisanz des Falls keine Sofortobduktion angeordnet worden. Auch seien Verletzungen am Körper der Toten entdeckt worden. Zudem habe die Ermittler nicht stutzig gemacht, dass die Leiche mit Gewichten beschwert war.
Ein Polizeisprecher sagte dagegen: "Nach unseren Erkenntnissen ist die Frau nicht Opfer eines Verbrechens geworden". Grunwald erläuterte zudem, dass Wasserleichen in der Gerichtsmedizin "im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis gelegt" werden. Nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft gingen die Untersuchungsbeamten davon aus, dass die Frau die Steine selbst an sich genommen hatte.
Vor dem Auffinden der Leiche galt die Frau drei Wochen als vermisst. Sie lebte seit November 2007 mit ihrem Mann, dem Philosophen Michail Ryklin, in Berlin. Dieser hat für ein Jahr eine Gastprofessur an der Humboldt-Universität. In ihrer Heimat ist die 52-Jährige eine bekannte Künstlerin. Mikhalchuk hatte unter anderem 2003 die umstrittene Ausstellung "Caution Religion" mitorganisiert und mehrfach Kritik am russischen Präsidenten Putin geäußert.
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