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Archiv-Artikel

Jürgen Willebrand, Ozeanmodellierer Per Du mit dem Golfstrom

Von KNÖ

JÜRGEN WILLEBRAND, 65, ist einer der Hauptautoren des vierten UN-Klimazustands berichts. Foto: Ilona Oelrichs

Er gehört zu den Menschen, die uns erklären, wie sich das Klima verändert. Seit 1983 hat Jürgen Willebrand sich als ordentlicher Professor an der Universität Kiel mit der Modellierung der Meeresströmungen befasst. Hat ausgerechnet, unter welchen Voraussetzungen sich die Ströme ändern, wie stabil sie sind und wie sie das Klima beeinflussen. Willebrand gehört zu den Hauptautoren des kürzlich vorgestellten Weltklimaberichts. Gestern wurde der Leiter der Forschungseinheit „Theorie und Modellierung“ am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) in den Ruhestand verabschiedet.

In den vergangen zehn Jahren haben Willebrand und seine Kollegen unter anderem untersucht, ob und wie sich der Golfstrom verändert, der das Klima auf der Nordhalbkugel maßgeblich beeinflusst. Spekulationen zufolge könnte es in Europa zu einer neuen Eiszeit kommen, wenn diese warme Meeresströmung versiegt. Drastisch malte das der Hollywood-Film „The Day After Tomorrow“ aus. Willebrand hält es zwar für wahrscheinlich, dass der Golfstrom bis 2100 um einer Viertel schwächer werden wird. Mit einer Eiszeit sei aber nicht zu rechnen. Allenfalls werde die Klimaerwärmung hier gedämpft.

Willebrand sei „ein Mensch, der die leisen Töne liebt“, sagt sein Mitarbeiter Andreas Villwock. Für einen Mann mit seinen Meriten ist das erstaunlich. Geboren im ostwestfälischen Delbrück, studierte Willebrand Physik in Graz, um in Kiel über Ozeanographie zu promovieren. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter in Princeton, Gastprofessor an der Universität Hawaii und arbeitete in vielen internationalen Projekten mit. Zuletzt leitete er das Forschungsprogramm „Clivar“ (Climate Variability and Predictability). 2001 zeichnete ihn die Europäische Geophysikalische Gesellschaft mit der Fridtjof-Nansen-Medaille aus. 2005 ernannte ihn die American Geophysical Union zu einem ihrer wenigen „Fellows“. Noch Anfang Februar stellte Willebrand im Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie den vierten UN-Klimabericht vor. Zur Pensionierung ehrten ihn seine Kollegen mit einem Symposium in der Kieler Kunsthalle. KNÖ