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Archiv-Artikel

Jeder hat Stärken und Schwächen

betr.: „Historische Ignoranz“, taz vom 28. 2. 05, „Gesamtschule rettet Gymnasium“, taz vom 1. 3. 05

Die Schulpolitik nach skandivanischem Muster wurde am 28. 2 als Beispiel für Wohlfahrtspolitik genannt. Das kann einem von manchen Teutonen gepflegten Märchen Vorschub leisten: dass nämlich die Gemeinschaftschule Leistung nivelliert, weil „Schwache“ integriert werden. Aber der Witz der Gemeinschaftsschule ist, dass sie auch „Starke“ individueller und besser fördert. Die Einteilung in Starke und Schwache ist Schwarzweißmalerei, jeder hat Stärken und Schwächen. Eine differenzierte Betrachtungsweise ist Voraussetzung für erfolgreiche individuelle Förderung. Eine Art der Wahrnehmung, die der CDU auch im Umgang mit dem SSW offensichtlich fehlt. Ironischerweise hat ausgerechnet dieser der CDU individuelle Förderung verpasst, indem er sie zum taktischen Einlenken bringt. Denn die Schulreform kommt auch deren Unternehmerklientel zugute, die gut entwickeltes Humankapital verlangt. Außerdem werden emanzipatorische Ideen umgesetzt. Eine Kröte, die die CDU wohl schlucken muss. Auch teuer wird die Reform nicht sein. Eine desintegrierte Unterschicht wird den Staat mehr kosten.

BERND LIEFKE, Hamburg