James Bulger ist gefasst: Der Albtraum der FBI-Ermittler
Am Ende schnappte die Falle in Kalifornien zu. Der einst mächtigste Gangster Bostons, James Bulger, wurde verhaftet. Sechzehn Jahre hatte er die Polizei ausgetrickst.
Sechzehn Jahre hat es gedauert, bis die US-Bundespolizei FBI endlich jene Nachricht verkünden konnte, deren Ausbleiben den Ermittlern eine einzige langandauernde Demütigung war: James "Whitey" Bulger ist verhaftet. Der heute 81-Jährige, seit 1995 auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher der USA, wurde am Mittwoch in einem Appartmenthaus im kalifornischen Santa Monica zusammen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Catherine Greig verhaftet.
Deren Lebensgewohnheiten waren es schließlich, die zur Ergreifung des Paares führten, das den Ermittlern immer wieder hatte entwischen können. Die heute 60-Jährige mochte weder auf ausgiebige monatliche zahnhygienische Prophylaxe noch auf regelmäßige Besuche in Schönheitssalons verzichten. Mit 350 Sendezeiten für Fernsehspots in 14 Städten der USA, die besonders in Frauenprogrammen geschaltet wurden, bat das FBI jetzt um Mithilfe und fragte, wer Greig behandelt oder gesehen haben könnte. Ein Tipp brachte den Erfolg.
Bulger, 1929 in Boston als Sohn irischer Einwanderer geboren, werden die Verwicklung in 19 Morde, Geldwäsche, illegales Glücksspiel und etliche Delikte mehr vorgeworfen. Schon als Jugendlicher war er Mitglied einer irischen Gang in Boston, später wurde er FBI-Informant im organisierten Verbrechen - eine Position, die er ausnutzte, um seine Stellung in der Szene zu festigen.
Bulgers Leben als Undercover-Agent und Schwerstkrimineller diente als Vorlage für den Scorsese-Film "Departed", in dem Leonardo DiCaprio einen Agenten in der Mafia spielt. Weitere Verfilmungen sind angekündigt.
Eine Belohnung von zuletzt 2 Millionen US-Dollar war auf Bulger ausgesetzt, und trotzdem war es dem Paar immer wieder gelungen, der Polizei zu entkommen. Per internationalem Haftbefehl gesucht, erreichten die US-Ermittler etliche Hinweise aus aller Welt von Zeugen, die Bulger gesehen haben wollten. Der letzte Hinweis, den die Ermittler für glaubwürdig hielten, kam 2002 aus London.
Am Donnerstag sollten Greig und Bulger dem Haftrichter vorgeführt werden. Greig wird lediglich vorgeworfen, Bulger versteckt zu haben.
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