JÜRN KRUSE ÜBER DEN NEUEN STELLVERTRETENDEN CHEF DES „SPIEGELS“ : Alle auf dem Boulevard
Als er die eigene Redaktion über den Wechsel seines Stellvertreters Nikolaus Blome aus dem Hauptstadtbüro der Bild-Zeitung in das Hauptstadtbüro des Spiegels unterrichtete, war der Bild-Chefredakteur voller Stolz darauf, dass seine Leute die deutsche Kommunikationslandschaft überfluten. Zuletzt war Oliver Santen, Leiter der Wirtschaftsredaktion, zum Chef der Presseabteilung von Siemens geworden; Rowan Barnett, bild.de, wurde Deutschland-Chef von Twitter, und der Diekmann-Stellvertreter Jörg Quoos wurde zum Chefredakteur des Focus.
Die Entscheider scheinen jegliche Berührungsängste vor dem Boulevard endgültig verloren zu haben. Fragt sich eigentlich niemand mehr, wofür Personen wie Blome stehen? Blome, der in vielen Talkshows eine Art Außenminister von Bild mimte, steht klar für den Kurs der Zeitung in der Griechenland-Berichterstattung („Bild gibt den Pleite-Griechen ihre Drachmen zurück“, „Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen“), er verteidigt den früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bis heute mit Verve („Wir haben eine Meinung zu diesem Minister, wir finden ihn gut“, „Guttenberg hat eine zweite Chance verdient!“) und erklärte nach Thilo Sarrazins Rücktritt als Bundesbanker: „Hoffentlich bleibt eine wachsende Bereitschaft, sich auch bitteren, ‚politisch nicht korrekten‘ Wahrheiten zu stellen.“
Blome ist Teil einer populistischen Meute, die der Spiegel noch vor nicht einmal zwei Jahren nicht zu Unrecht als „Brandstifter“ bezeichnet hat, die die Rolle einer „rechtspopulistischen Partei“ übernehmen würden. Doch der kommende Spiegel-Chefredakteur Wolfgang Büchner scheint genau das zu suchen: Populismus und Überzeichnung bis zur Unkenntlichkeit. So will er anscheinend die Krise des Magazins überwinden.
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