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Archiv-Artikel

JUGENDLICHE ERHIELTEN „AUFWANDSENTSCHÄDIGUNG“ FÜR TV-PRODUKTION Taschengeld für ein bisschen Action

Dass wichtigen Informanten und Kronzeugen von Medien oft kleine „Aufwandsentschädigungen“ in bar zuteil werden, gehörte schon immer zur journalistischen Praxis – und zu den Dingen, die gern unter den Teppich gekehrt werden. In der aktuellen, überhitzten Berichterstattung in Sachen fehlender Integration und Jugendgewalt zeigt sich jetzt eine ebenfalls gängige Variante dieser Form des Scheckbuchjournalismus.

Da hat also eine für das ZDF arbeitende Produktionsfirma Jugendlichen Aufwandsentschädigungen für einen Beitrag über Jugendgangs im Hamburger Stadtteil Mümmelmannsberg gezahlt. Nur für Fremdenführerdienste, sagt die Firma. Für ein bisschen kamerataugliche Action und Bambule, sagen beteiligte Jugendliche.

Für diese Variante des Scheckbuchjournalismus spricht: Sie ist billig. Es geht um zwei- bis maximal dreistellige Euro-Summen. So etwas kann sich noch beinahe jede Redaktion leisten. Auch bei der Berichterstattung über die Berliner Rütli-Schule war von Anfang an von zahlungswilligen Medien die Rede. Im Fall Mümmelmannsberg wurden 300 Euro gezahlt. Das angenehme Gruseln vor dem Fernseher über vermeintliche Ghettos mitten in Deutschland hat Konjunktur.

Doch diese Variante der Aufwandsentschädigung ist gefährlicher als die im großen Maßstab. Denn hier wird für „Informationen“ bezahlt, deren Wahrheitsgehalt die derart arbeitenden JournalistInnen kaum mehr seriös überprüfen können. Die Widersprüche im aktuellen ZDF-Fall zeigen das.

Schließlich bleibt zu fragen: Wo fängt eigentlich Inszenierung an? Schon die TV-Kamera führt meist und vor allem bei Jugendlichen zu einem etwas anderen als üblichen „Auftritt“. Dies ist nicht zu ändern. Kommt dann noch die Aussicht auf „Taschengeld“ hinzu, geht die Sache garantiert schief.

Das ZDF verspricht nun Aufklärung. Und zieht sich auf die komfortable Position zurück, da habe eine ansonsten gut beleumundete Produktionsfirma Mist gebaut. Darauf fällt hoffentlich niemand herein. STEFFEN GRIMBERG

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