JÖRN KABISCH ANGEZAPFT : Ein Hauch von Heu und Rauch
Es gibt Menschen, die mögen Rauchbier, weil man „beim Fernsehen die Speckchips weglassen kann“, wie einmal ein taz-Kollege verriet. Solche Biere erinnern an flüssigen Schinken oder haben sogar einen whiskeyähnlichen Torfgeschmack. Schuld daran ist ein Malz, das früher viel verbreiteter war. Um Bier zu brauen, lässt man Gerste für kurze Zeit in feuchter Umgebung keimen – dabei wird die Stärke im Getreide in Zucker umgewandelt, der für die alkoholische Gärung notwendig ist. Anschließend wird die Gerste wieder getrocknet: Dieses Produkt heißt Malz, und es kann hell ausfallen oder auch sehr dunkel und dann viele Karamell- und Röstaromen enthalten. Wenn das Malz über Feuer oder Rauch getrocknet wurde, bis zur Industrialisierung eine der verbreitetsten Methoden, bekommt das Malz Aromen, wie man sie von Salami, Schinken oder Whiskey kennt.
Rauchbier muss man mögen. Und jeder Fan wird gern darüber streiten, ob es sich beim Felsentrunk der Brauerei Hartmann überhaupt um Rauchbier handelt. Denn es stimmt, es enthält nur „einen Hauch von Rauch“, wie auf dem Etikett zu lesen ist. Als Einstiegshilfe ist das Bräu aus Schesslitz in der fränkischen Schweiz aber mindestens geeignet.
Dunkel bernsteinfarben, herbmalzig und mit zurückhaltendem Bitzeln: Unverkennbar ist es vor allem als fränkisches Kellerbier. Im Antrunk ist von Rauch nichts zu spüren. Stattdessen: Karamellnoten, sanfte Säure, etwas Heu, kaum Spritzigkeit. Richtig interessant wird der Schluck erst gegen Ende, wenn die Raucharomen durch die Süße dringen und dem Bier einen würzigen und anhaltenden Abgang verschaffen. Da kommen etwas Torf und leichter Tabak ins Spiel.
■ Felsentrunk, Brauerei Hartmann, Alkohol 5,2 % Vol.