JÖRN KABISCH ANGEZAPFT : Bittere Gischt am Gaumen
Das Singletum erreicht die Bierwelt, ähnlich wie bei Whisky und Kaffee. Die Idee dahinter ist, dass das Getränk nur aus einer einzigen Zutat gebraut wird. Angefangen hat es mit den Single Malts. Die schottischen Destillerien haben damit aus etwas, was bisher eher lapidar Scotch genannt wurde, teure Prädikatsspirituosen gemacht. Der erste Single Malt erschien 1963 – produziert von Glenfiddich.
Der Gegensatz dazu heißt Blend, auch in der Kaffeewelt ist der üblich. Das hat viele Vorteile. Durch die Mischung unterschiedlicher Bohnen lässt sich der Geschmack leichter einstellen und immer wieder reproduzieren, unabhängig von der Qualität einer Ernte oder einer Röstung. Wer sein Produkt im breiten Stil marktfähig machen will, kommt um das Blending nicht herum.
Aus dem gleichen Grund werden auch beim Brauen gewöhnlich Hopfensorten gemischt. Im besten Fall werden in der Kombination die guten Eigenschaften betont, und es ergibt sich ein rundes Ganzes. Nichtsdestotrotz haben auch „Singles“ eine Existenzberechtigung. Es sind zwar eigenwillige Biere, die da auf den Markt drängen. Aber um seinen Geschmack zu bilden, gibt es nichts Besseres.
Beim „Single Hop“ des Brauprojekts 777 aus dem niederrheinischen Voerde steht Simcoe im Vordergrund. Es ist eine noch junge Züchtung aus den USA. Der Hopfen ist relativ bitter, wird aber von eleganten Kiefern- und Zitrusnoten begleitet. Die setzen sich auch im „Single Hop“durch: Es ist trocken und dabei säuerlich-ätherisch. Durch die hohe Hopfenbeigabe schäumt das Bier sogar im Mund leicht auf. Es verabschiedet sich mit einer kleinen Gischtwelle am Gaumen.
■ Single Hop, Brauprojekt 777, Alkohol 4,8 % Vol.