JOSEF WINKLER ÜBER WORTKLAUBEREIIMMER MEHR MÄNNER IN DEUTSCHLAND VON SÄUGLINGSINKONTINENZ BETROFFEN! : Hosenbiesler-Report München
Freitag David Denk Fernsehen Montag Susanne Klingner Die Farbe Lila Dienstag Martin Unfried Ökosex Mittwoch Kübra Yücel Das Tuch Donnerstag Matthias Lohre Männer
Was meinen Sie: Ist die Gefahrenlage schon zu konkret, oder darf man noch Witze machen über Bombenpakete ans Kanzleramt? Man sollte überhaupt keine Witze machen über Bombenpakete an IRGENDjemanden? Hm. Auch nicht Guido Wes…? Sie haben ja recht. Und daran sind nur diese verdammten Terroristen schuld!
Dann eben die Presseschau. Letztens ging ich umher und schaute en passant die Presse an, und ich muss schon sagen. Zum Beispiel der Spiegel-Titel letzte Woche: „IRAK – 100.000 Tote und immer noch kein Frieden. War es das wert?“ Wenn man über diese Zeile zu lange nachdenkt, kriegt man einen Vogel auf mehreren Ebenen. Was? Also: 100.000 Tote für KEINEN Frieden – auf den ersten Blick möchte man sagen: Das war es nie und nimmer wert. 100.000 Tote für nichts – schlechter Deal. Aber man muss wohl weiter vorn ansetzen: Was soll hier wie wie viel „wert“ gewesen sein? Angriffskrieg, Folter, Terror, destabilisierte Region plus 100.000 Tote und dafür KEIN Frieden – man mag es drehen, wie man will: „Das“ scheint „es“ nicht wert gewesen zu sein. Aber was ist „es“ eigentlich? Vielleicht ist ja als Unbekannte in der Gleichung der Hauptgrund für den Irakkrieg gemeint, den man sich dazudenken muss. So: „100.000 Tote und superfette Geschäfte, aber immer noch kein Frieden. War es das wert?“ Das wäre ein Ansatz, da gäb’s Leute, die könnten jetzt ausrechnen, ob und für wen und in welchem Umfang „es“ „das“ nun wert war. Aber interessanter ist doch im Moment die Frage, was die Titeltexter beim Spiegel eigentlich beruflich machen.
Bei den stummen Verkäufern auf „dem Boulevard“ war derweil Report-Tag. Bild hatte den „Gesundheits-Report Mann“ („Krebs * Impotenz * Alkohol“). Die Abendzeitung den „Seitensprung-Report“ („Münchens Frauen gehen fremd“; ach? Mit mir jedenfalls nicht). Und die TZ den „Scheidungs-Report München“ („Ehekiller Internet“, mit einem Bild von einem silberhaarigen Best-Ager, der an einem Laptop herumtut, während hinter ihm die Best-age-Ehefrau augenscheinlich darbt). Ich kann hier leider nur den „Hosenbiesler-Report München“ vorlegen. Münchens Babys bieseln nämlich alle Hosen voll, die ihnen unterkommen. Und nicht nur ihre eigenen. Ja, vom eigenen Fleisch und Blut angebieselt! Das ist ein Schicksal, das immer mehr Männer in Deutschland teilen. Oder sagen wir so: Das ist ein Schicksal, das immer mehr Männer Deutschlands teilen. Mögen Sie auch so gern diese nachgesetzten Genitive? „Ich füllte das Glas Roswithas auf und brachte es ihr. Dann legte ich das erste Album Santanas auf …“ Gngngn.
Ich kann mir das mit dem Hosenbieseln nur so erklären, dass unsere Tochter den Druck spürt. Sie muss damit klarkommen, dass sie – vor ein paar Tagen hat es sich herausgestellt – das süßeste Baby der Welt ist. Es ist nicht leicht, das süßeste Baby der Welt zu sein. Es wird Neider geben, klar. Und als süßestes Baby der Welt hat man eine gewisse Vorbildfunktion, und daraus folgt Verantwortung. In die muss die Kleine jetzt erst hineinwachsen, ohne abzuheben. Das ist ein Prozess, den es behutsam zu begleiten gilt. Mach ich jetzt.