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Archiv-Artikel

JAN FEDDERSEN ZUR GLEICHSTELLUNG HOMOSEXUELLER IN FRANKREICH Ging das alles zu schnell?

Bei der Einführung des Wahlrechts für Frauen mussten dessen Gegner auch frustriert werden

Sie geben keine Ruhe – die Protestierenden gegen die Integration homosexueller Paare in das bislang klassisch-bürgerliche Eherecht. In Frankreich heiraten künftig nur noch zwei Menschen, nicht mehr biologisch verschiedengeschlechtliche Kombinationen. Die öffentlichen Empörungen erstaunen, weil gegen die Realisation des Wahlversprechens François Hollandes nichts mehr mit gesetzgeberischen Mitteln zu machen ist: Mehrheit ist Mehrheit.

Der Zorn dieses Bündnisses aus bekennenden Traditionskatholiken, Kleinbürgern wider die guten alten Sitten und im Übrigen auch ehehassenden Queeraktivisten kommt Unruhen gleich. Ranghohe Mitglieder der Regierungsseite werden bedroht; in Internetforen tobt ein Krieg wider die Laizisten, der mit dem Wort Shitstorm nur unzulänglich beschrieben ist. Wichtiger noch: Im nördlichen Lille wurde eine Bar kurz und klein geschlagen, weil sie ein Treffpunkt schwuler Männer ist.

Politisch klug ist es, die Opposition ernst zu nehmen, deren Anliegen nicht nur ins aktuelle Kalkül zu ziehen. Und sei es mit der Frage: Werden damit unsere Wiederwahlchancen geschmälert?

Rücksichtnahme auf mobilierungsfähige Dissidenz ist keine Untugend. Trotzdem ließe sich fragen: Haben die Regierenden in Frankreich die Gleichstellung Homosexueller allzu rasch betrieben? Müsste nicht gelten, dass gerade die Dinge des Familiären mit ganz besonderem Bedacht reformiert werden?

Könnte, richtig. Aber in puncto Ehe mit Homosexuellen gilt, was für andere Bürgerrechtsfragen auch triftig war: Bei der Einführung des Wahlrechts für Frauen mussten dessen Gegner auch frustriert werden; bei der Abschaffung der Sklaverei in den USA kam es auf die Gefühle der Sklavenhalter nicht an. Die Integration Homosexueller in die Ehe war überfällig. Und ist es in Deutschland noch.

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