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Israel setzt Angriffe im Gazastreifen fortRaketen aus Libanon auf Israel

Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht zum Mittwoch im Gazastreifen insgesamt 60 Ziele angegriffen. Indes schlugen aus dem Libanon abgefeuerte Raketen in Israel ein.

Die israelische Luftwaffe hat laut Militärangaben im Gazastreifen insgesamt 60 Ziele angegriffen. Bild: rtr

TEL AVIV/BEIRUT/GAZA dpa Zum zweiten Mal binnen einer Woche sind am Mittwoch mehrere aus dem Libanon abgefeuerte Raketen in Israel eingeschlagen. Ein israelischer Polizeisprecher sagte, außerhalb der Stadt Kiriat Schmona an der Nordgrenze des Landes seien drei Katjuscha-Raketen explodiert. Es gebe allerdings weder Sachschaden noch Verletzte. Ein Armeesprecher erklärte, Israel mache Libanons Regierung und Armee verantwortlich für die Angriffe.

Der Sprecher erklärte, die Armee habe mit Artilleriefeuer auf die Raketen-Angriffe reagiert. Nach libanesischen Angaben schlugen die Granaten in mehreren grenznahen libanesischen Dörfern ein. Verletzt wurde nach ersten Informationen niemand.

Israel setzte unterdessen in der Nacht zum Mittwoch seine Angriffe im Gazastreifen fort. Die Luftwaffe habe in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer insgesamt 60 Ziele angegriffen, bestätigte ein Militärsprecher. Es seien etwa 35 Tunnel beschossen worden, die dem Waffenschmuggel dienten. Zudem habe die Luftwaffe mehrere Waffenlager bombardiert.

Am Dienstag, dem 18. Tag des Militäreinsatzes, hatte die israelische Armee ihre Angriffe gegen die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas deutlich ausgeweitet. Erstmals seit Beginn der Offensive drangen Soldaten tief in die Vororte der Stadt Gaza vor und lieferten sich nach Augenzeugenberichten stundenlange schwere Gefechte mit bewaffneten Palästinensern. Nach israelischen Militärangaben wurden am Dienstag mehr als 40 bewaffnete Palästinenser getötet.

Die Zahl der seit dem 27. Dezember getöteten Palästinenser stieg auf 975. Mindestens 4300 Menschen wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza verletzt.

Am Mittwoch wollte sich auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in der Region in die Verhandlungen um ein Ende der Gewalt einschalten. Der UN-Chef wurde zunächst in Kairo erwartet, wo er sich über Einzelheiten der ägyptischen Initiative zur Beilegung des Gazakonflikts unterrichten lassen wollte. Weitere Stationen seiner Reise sind Jordanien, Israel, das Westjordanland, der Libanon, Syrien und Kuwait.

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6 Kommentare

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  • TK
    Thomas Kniep

    Raketen auf Israel zu schießen ist Unrecht, keine Frage und auch die Europäer haben zu lange dabei zugesehen. Aber dieser Krieg hat zwei furchtbare Seiten. Welche furchtbarer ist - wenn man überhaupt Vergleiche anstellen kann (ich meine ja) - mag der kritische 'Zuschauer' und Leser beurteilen. Wenn Israel Journalisten die Einreise nach Gaza verweigert, dann hat das wohl Gründe, die sich jeder ausmalen kann. Zum Beispiel, dass furchtbare neue Waffen eingesetzt werden, gegen die Ärzte nichts unternehmen können. Dies bezeugen zwei norwegische Ärzte, eine der wenigen, die in GAZA geblieben sind, in einem Bericht in LE MONDE von heute. Israel verstößt gegen die Menschenrechte, gegen die UNO-Charta und gegen Gesetze, die auch Kriegsparteien einhalten müssen. Israel(eine Demokratie?) und die Hamas (beide!!)nehmen große Schuld auf sich, indem sie diese vereinbarten regeln mit Füßen tritt. Alle (!) Menschen in Gaza werden der tödlichen Strafe ausgesetzt, vor zwei Jahren die Hamas gewählt zu haben. Es gibt bestimmt viele Gaza-Bewohner, die neben Israel auch der Hamas die Schuld am jetzigen Krieg geben. Aber sie trauen sich nicht, ihre Stimme gegen sie zu erheben, aus Angst. Schon Churchill glaubte, die dt. Bevölkerung durch Bommbenterror gegen Hitler aufbegeheren zu können: es ist ihm nicht gelungen. Israel wird es auch nicht gelingen. Die Welt schaut zu bis Gaza vollkommen zerstört ist. Der Waffenstillstand kommt erst dann, wenn auf einen getöteten Israeli ca. 80 - 100 getötete Palästinenser kommen? Ist ein Palästinenser weniger wert? Bei einem evtl Kreigsverbrecher-Tribunal - das nie zusammenkomen wird (Gründe?) müssten beide Parteien antreten.

  • B
    bewegungsmelder

    @Jan: wo Kriege stattfinden, gibt es Kriegsverbrecher. Die gibt es sicherlich auch auf seiten der Israelis. Die komplette Regierung und die komplette Armee Israels als Kriegsverbrecher hinzustellen, ist allerdings ein starkes Stück. Über Hamas kann man das jedoch mit Fug und Recht sagen, alleine aufgrund von Äusserungen, die sie selber tätigen. Dass sie sich selber aufgrund der hochorthodoxen Auslegung ihrer Religion nicht so sehen, ist dabei eine andere Sache und ich überlasse es Dir, ob du das als Entschuldigung für so ein Verhalten gelten lässt.

    Über die verhältnismässigkeit der Mittel zu diskutieren , ist natürlich immer zulässig und ich halte mich da ehrlich gesagt nicht für kompetent genug, das in diesem Fall zu beurteilen. Alleine der Gedanke, dass sich ein Kriegsgegner bewusst hinter Kindern, Alten und Frauen versteckt, lässt mich beim Gedanken, mit so jemand fertig werden oder auch nur Seite an Seite mit ihm leben zu müssen, schier verzweifeln. In einem hast Du allerdings sicher recht: es gibt sehr viele Palästineser, die jetzt unter der Situation schwer leiden müssen, obwohl sie nichts dafür können. Diesen Menschen gilt mein gesamtes Mitgefühl, das kannst Du mir glauben!

  • J
    Jan

    bewegungsmelder: nicht nur in Palästina und dem Iran befinden sich Kriegsverbrecher am Werk, sondern auch in Israel - die israelische Regierung ist für mich nichts anderes, und die israelische Armee genauso wenig. Das traurige ist: beide Seiten verheizen wegen ihrer verblendeten Ideale ihre Völker (auch wenn man anmerken muss, dass die Palästinenser besonders unter ihrer eigenen Regierung und Israel leiden.

  • B
    bewegungsmelder

    Was muss eigentlich noch passieren, damit Leute wie der Herr Krippenstapel einsehen, dass der Teror solange nicht aufhört, so lange in Gaza und im Libanon extreme Gruppierungen agieren, die sich nicht mehr und nicht weniger die Vernichtung des Staates Israel auf die Fahnen geschrieben haben. Die darüber hinaus von Herrn Ahmadinedschad und seinen Spiessgesellen massiv unterstützt werden mit dem Ziel, die gesamte Region zu destabilisieren, um dann später ihre Gottesdiktatur errichten zu können. Ich kann beim besten Willen nicht jede Aktion der Israelis gutheissen, aber nichts steht mir ferner, als aus meinem gemütlichen Deutschland heraus einen Staat einseitig massregeln zu wollen, der ständig in seiner Existenz bedroht wird. Das ist schlicht und ergreifend unfair und nimmt die Untaten und miesen Taktiken der Hamas aus der Waagschale.

  • SN
    Samuel Neuhaus

    Die Hisbollah hat sich zu allen früheren Raketenangriff aus dem Libanon bekannt, nun tut sie das nicht. Desweiteren kursieren Gerüchte, israelische Spezialkommandos würden aus dem Libanon aus harmlose Raketen abfeuern, um der Weltöffentlichkeit die Illusion eines ausgewogenen Krieges zu geben. Diesen Fragen sollten sie sich als kritisches Magazin stellen.

  • CK
    Christian Krippenstapel

    Na, ist das nicht ein großartiger Erfolg? Nicht nur das erklärte Ziel, den Raketenbeschuß aus Gaza abzustellen wurde verfehlt, nein - jetzt fliegen sogar wieder Raketen aus dem Libanon, der erst vor kurzem ähnlich drakonisch "befriedet" wurde.

     

    Was muß eingentlich noch alles passieren bevor Israel begreift, daß das Problem auf die Dauer nicht mit einer Politik der starken Faust gelöst werden kann, sondern immer nur eine kurze Atempause zu erreichen ist, bevor der Terror erneut und noch massiver zurückkehrt?