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Archiv-Artikel

Islamistenhysterie

Betr.: „Kein Terror“, taz hamburg v. 29. 8.

Wenn ich morgen die Hamburger Polizei anrufe und erzähle, ich hätte gehört, wie zwei junge Männer geäußert hätten: „Wach auf Deutschland! s‘ist hohe Zeit ... Fürwahr die Axt ist angesetzt und auch zum Hieb sehr scharf gewetzt, was gilt‘s, ob sie dein fehlet“ – werden dann auch 1.000 Polizisten in Marsch gesetzt, um diejenigen ausfindig zu machen? Wohl kaum. Denn der zitierte Text entstammt dem Evangelischen Kirchengesangbuch, Lied 390, Rubrik „Für Volk und Vaterland“, und hat noch keine größeren Proteste ausgelöst. Wenn dagegen jemand Gott Allah nennt und arabisch spricht, brennt die Lunte.

Mit Wollust haben der Hamburger Rechtsblock und die mit ihm verbundenen, den Hamburger Markt dominierenden Springer-Medien bereits den Hauch eines Terrorverdachts aufgegriffen, um die Islamistenhysterie nach den Londoner Anschlägen zu einem ersten Höhepunkt zu führen. (...) Die interessanteste Frage aber ist wie immer im derzeitigen Wahlkampf: Cui bono? Wer wohl leitet die Wasser der Hysterie auf seine Mühlen? Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann inseriert derzeit einen Auftritt in Winsen/Luhe mit der Schlagzeile: „Der Terror bei uns“. Gute Nacht, Deutschland! Kristian Stemmler