Interview mit Mathias Döpfner: Springer druckt keine Linken-Anzeigen
Der Springer-Chef speist gern mit Gysi zu Mittag, verweigert der Linkspartei aber den Abdruck von Anzeigen. Im sonntaz-Interview spricht er über Lidl und lobt Bild-Chefredakteur Diekmann als Künstler.
BERLIN taz | Der Medienkonzern Axel Springer wird auch im Wahljahr keine Anzeigen der Linkspartei drucken. "Die Linkspartei wird in einzelnen Plattformen vom Verfassungsschutz beobachtet", sagte Unternehmenschef Mathias Döpfner zur Begründung im sonntaz-Interview. Paradox: Während die Linke für Bild, Welt oder Hamburger Abendblatt tabu ist, schwärmte Döpfner von Mittagessen mit dem Linksfraktions-Chef Gregor Gysi. "Stets amüsant und interessant" seien die Gespräche mit ihm. "Ihn nicht zu treffen, weil wir die Linke für eine SED-Nachfolgeorganisation halten, das wäre ein ganz borniertes und illiberales Verhalten." Gysi nimmt auch an der laufenden Werbekampagne von Bild teil.
Das komplette Interview lesen Sie in der sonntaz - ab Samstag zusammen mit der taz am Kiosk.
In dem Interview weist Döpfner den Vorwurf zurück, die Zeitungen von Springer hätten aus wirtschaftlichem Kalkül zurückhaltend über den Bespitzelungsskandal beim Discounter Lidl im Jahr 2008 berichtet. Damals brachte die Bild einige Zeilen im Innenteil, die Berliner B.Z. nur einen Einkaufstipp und die Welt sparte sich einen Kommentar. Kurz darauf erschienen bezahlte Sonderseiten namens "Welt dialog", auf denen Lidl sich erklären durfte.
Dagegen sagte Döpfner, auch Bild habe über diesen Skandal mehrfach und ausführlich berichtet. "Ihrer Meinung nach nicht groß genug? Okay. Aber eines ist wichtig: Irgendeine zentrale Ansage über Umfang und Art der Berichterstattung hat es nie gegeben." Wenn zu wenig kritisch über Lidl berichtet worde sei, habe das die Redaktion journalistisch entschieden. Es würden keine Rücksichten genommen.
Auf die Frage, ob Lidl oder Bild mehr für das Gemeinwohl täten, sagte Döpfner: "Bild macht eine populäre Zeitung, die jeden Tag mehr als drei Millionen Leute am Kiosk kaufen wollen. Aber deshalb wollen wir Bild nicht gleich in den Olymp einer philanthropischen Wohltat heben. Ich vermute auch, dass Axel Springer die Bild-Zeitung nicht gegründet hat, um die Menschheit besser zu machen, sondern um einen unternehmerischen Erfolg zu schaffen. Aber es geht eben auch nicht nur ums Geld."
Die Bild-Zeitung trägt den größten Teil zum Gewinn des Konzerns bei. Der Springer-Vorstandschef sagte, er bewundere Bild-Chefredakteur Kai Diekmann für seine Arbeit. "Ganz wenige Menschen könnten diese Aufgabe bewältigen. Sie erfordert die Psychologie und die Sensibilität eines Künstlers, nicht die Fähigkeit eines Haudraufundschluss." Mit Blick auf die Zielgruppe der auflagenstärksten deutschen Tageszeitung sagte er: "Die breite Masse liest eben eine einfache, emotionale Zeitung, die ihre Sprache spricht."
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